Wanderfahrt nach Lenzkirch-Saig / Südschwarzwald (17.05. - 23.05.2005)

Dieses Jahr reiste unser Wanderwart Dietrich Materne mit einer großen Gruppe von 41 Personen für eine Woche in den Südschwarzwald. Es war alles wieder perfekt vorbereitet, und so treffen wir uns fröhlich und voller Erwartungen zum Start der Reise um 8:00 auf dem Bahnhof Kiel. In Hamburg-Dammtor wird das Umsteigen geübt. Es klappt perfekt nur unser IC hat einen Triebkopfschaden, der aber kurzfristig behoben werden kann. Dietrich stimmt uns auf unser Wandergebiet mit einem Glas Gutedel ein. Umsteigen in Freiburg, umsteigen in Titisee in den Bus zum Zielpunkt Saig. Das Gepäck wird freundlicherweise von unseren Wirtsleuten vom Bahnhof Titisee abgeholt. Unser nettes Hotel „Zum Ochsen“ ist herrlich gelegen und bietet uns mit seinem Wellnessbereich einige Annehmlichkeiten. Ein gutes Abendessen rundet diesen Reisetag ab.
 

Mittwoch, 18.05.2005

Bei trübem Wetter starten wir unsere Einlauftour. Es geht auf einem schönen Waldweg bergauf zum Hochfirst. Auf diesem höchsten Berg der Region (1190 m) befindet sich ein hässlicher, metallverkleideter Aussichtsturm, der in jüngster Zeit auch einige Antennenanlagen trägt. Leider haben wir wegen des diesigen Wetters keine Aussicht, dafür werden wir mit einem Schnaps getröstet. Weiter geht  es nun  auf einem schönen Höhenweg Richtung Lenzkirch. Das Wetter klart auf, und beim Abstieg haben wir dann einen schönen Panoramablick (Panoramaweg). Wir suchen uns einen Weg am Wildgehege vorbei und erreichen so den Marktplatz von Lenzkirch auf direktem Weg. Hier befindet sich ein moderner, interessanter Brunnen. Nimmt man auf einer Steinbank Platz, so werden Halbschalen mit Wasser gefüllt, nach einiger Zeit wird durch Füllung der Schwerpunkt verändert und die Schalen beginnen zu schwenken und sich zu leeren. Der Brunnen heißt: Begegnung / Festhalten und Loslassen. Im Haus des Gastes werden wir vom stellvertretenden Bürgermeister mit einem Getränk begrüßt, und ein Wanderfreund der Region gibt uns noch einige Informationen. Im Vorraum können wir uns einige Uhren der Firma Lenzkirch anschauen. Diese Uhrenfabrik hat von 1851 bis1931 bestanden und ca. 2,5 Mio. Uhren guter Qualität hergestellt. Vor dem Haus des Gastes bewundern wir ein Mühlrad von einer vor über 400 Jahren gebauten Schleifenmühle.
Vom 808 m hohen Lenzkirch müssen wir nun zu unserem 1.000 m hoch gelegenen Hotel   zurück. Es geht erst steil bergauf, dann gemächlicher auf dem Öleschachenweg, vorbei an der Siedlung Hiera nach Saig zurück. In einer Konditorei im Ort genießen wir die leckere Schwarzwälderkirschtorte.
 

Donnerstag, 19.05.2005

Blauer Himmel ist das ideale Wetter für unsere heutige Tour zum Feldberg. Heute führt uns Herr Fritsche, 1.Vorsitzender des Schwarzwaldvereins der Ortgruppe Lenzkirch und ein kompetenter Führer, durch die Landschaft mit viel Wissen zur Pflanzen- und Tierwelt und den historischen Zusammenhängen der Region. Wir können die Liebe zu seiner Heimat mitfühlen.
Der Bus bringt uns zum Feldberger Hof (1250 m), der Talstation der Seebuck-Seilbahn, die einige Gruppenmitglieder zur Auffahrt auch ausprobieren. Der Großteil der Gruppe wandert nun zuerst ein Stück an der Seilbahn bergauf. Wir lernen, dass diese Region das älteste Naturschutzgebiet von Baden-Württemberg  ist. Wir sehen einen kleinen künstlich angelegten See. Hieraus wird das Wasser für die Beschneiungsanlagen genommen. Bei Temperaturen unter –4 Grad Celsius und nach 3 maligem natürlichen Schneien in der Saison darf diese Anlage genutzt werden. Wir biegen nun rechts ab in einen schmalen Wanderpfad mit herrlichen Aussichtspunkten. Auf dem Felsenweg Rinken geht es leicht bergauf. Wir kommen an einem Bannwald vorbei. Das durch Windbruch entstandene Gebiet wird auf natürliche Weise aufgearbeitet. Der Borkenkäfer frisst an den umgestürzten Bäume und der Dreizehenspecht sorgt für das biologische Gleichgewicht. 

Ein Stückchen weiter kommen wir zu einer Quelle, deren Wasser über den Feldsee, Seebach, Titisee, Gutach in die Wutach fließt. Wir steigen weiter über eine breite Fahrstraße zum Gipfel auf. Der neue Gipfelturm (1493) ist der Luisenturm. Der in der Nähe befindliche Wetterturm ist rund um die Uhr besetzt und besitzt das Wetterradar. Ein neuer Fernsehturm sorgt für die Kommunikation. Der alte Turm mit den schon demontierten „Lauschohren“ soll möglicherweise abgerissen werden. Wir haben einen tollen Rundblick. Bei klarem Wetter kann die Sichtweite bis zu 200 km betragen. Nach einem kurzen Abstieg erreichen wir die St. Wilhelminer Hütte (1423 m). Hier machen wir Rast.
Wir steigen ab über den Waldweg zum Rinken und weiter zum Räumartihof (1114 m) und machen hier im „Gasthof zum Feldsee“ eine kleine Kaffeepause. Danach marschieren wir zum Feldsee. Dieser See mit seinen bewaldeten Hängen und der Felswand ist ein romantisches Kleinod und steht wegen des seltenen „Spachelgrasigen Brachenkrautes“ unter Naturschutz. Nachdem wir diesen See umrundet haben, müssen wir auf einem schönen Bergpfad noch einmal anstrengend aufsteigen. Wir schaffen es und erreichen unseren Linienbus planmäßig. Eine tolle 17 km Tour mit klasse Führung ist geschafft.
Abends erleben wir noch 1 ½ Stunden nett vorgetragener Volksmusik.
 

Freitag, 20.05.2005

Blauer Himmel und Sonne versprechen wieder einen schönen Wandertag. Wir wollen im Markgräfler Land wandern. Dazu fahren wir mit dem Zug zu unserem Startpunkt Staufen. Unsere Gästekarte erlaubt uns die kostenlose Nutzung aller öffentlichen Verkehrmittel im Schwarzwald – eine tolle Idee.
Das Ehepaar Staroske macht mit uns eine Stadtführung durch das malerische Staufen. Der 770 erstmals erwähnte Ort hat eine wechselnde Geschichte, hat seine Bausubstanz aber bis heute bewahren können. Viele historische Bauten sind interessante Zeitzeugen. So ist der Gasthaus zum Löwen beispielsweise zu erwähnen indem der Teufel gewohnt hat mit dem Dr. Faust um seine Seele gewettet hat. Silberbergbau hat früher für den Wohlstand der Stadt gesorgt. Heute ist Schladerer der größte Arbeitgeber der 6.500 Einwohner großen Stadt.

Wir gehen an der Neumagenbrücke, der einzigen Gusstahlbrücke Deutschlands vorbei und starten auf  dem „Markgräfler Wii-Wegli“. Hier laufen wir auf schönen Hangwegen durch Weinberge und Wälder. Die Sonne scheint heftig und fordert einige Schweißtropfen. Einige haben die Wanderung durch eine Busfahrt etwas abgekürzt. Schließlich treffen wir alle durstig bei der Winzergenossenschaft Britzingen ein. Zuerst ist das Wasser ausgetrunken! Bei einer netten Weinprobe mit Vesper erhalten wir vom Winzer noch einige Informationen zum Weinanbau. Anschließend geht es fröhlich mit einem Bus direkt zu unserem Hotel zurück.
Wieder ist ein schöner Tag zu Ende gegangen.
 

Samstag, 21.05.2005

Heute ist es anfangs bedeckt und es gibt leichten Nieselregen. Gerade „richtig“ für unsere feuchte Tour durch die Wutachschlucht. Wir fahren mit dem Bus über Bondorf nach Boll. Hier steigen wir herunter in die Wutachschlucht. Es ist hier immer feucht und rutschig, also aufpassen! Flora und Fauna sind beeindruckend. Die steilen Wände mit den Gesteinsschichtungen zeigen dem Geologen die Geschichte. Karl erläutert an einem ca. 40 m hohen Fels die Gesteinsschichten, die aus Muschelkalk aufgebaut sind, und ca. 220 Mio. Jahre als sind. Die Wutach wird mal mehr und mal weniger eingezwängt und ändert damit ihre Dynamik.
Das gesamte Gebiet der Wutach steht heute unter Naturschutz. 1941 gab es Pläne die Wutach zu stauen und zur Energiegewinnung zu nutzen. Damit wäre sie zerstört worden. Der Schwarzwaldverein konnte dieses mit großem Engagement verhindern.

Wir finden in der Schlucht einen schönen Rastplatz. Nach ausgiebiger Pause geht es weiter. An der Wutachmühle verlassen wir dieses interessante Tal. Wir warten hier bei einem Getränk bis uns unser Bus wieder abholt.
Eine 2. Gruppe hat die Tour durch die Wutachschlucht nicht mitgemacht und ist dafür auf wunderschönen Wegen nach Hinterzarten gewandert, hat hier ein nettes Hotel für eine Rast gefunden und ist dann bis Lenzkirch wieder zurück gelaufen. Ebenfalls ein sehr schönes Erlebnis mit herrlichen Blick auf den Feldberg.
Gemeinsam wird der Tag mit einem Festessen „Hirschbraten“ beendet.
 

 

Sonntag, 22.05.2005

Zum Abschluss wandern wir heute gemütlich am Schluchsee entlang. Mit dem Bus fahren wir bis Seebrugg. Es regnet und der Busfahrer hat Mitleid mit uns, lässt uns wieder einsteigen und bringt uns das wenig schöne Stück an der B 500 entlang bis zur Staumauer. Wir steigen aus und es regnet nicht mehr. Vom Schluchsee bis zum Rhein wird das Wasser in 3 Stufen gestaut und eine elektrische Energie von 490 MW erzeugt. Gemütlich geht es nun an der schönen Seite des Sees bis zum Unterkrummenhof. Hier machen wir Pause. Diese Gaststätte hat eine intelligente elektrische Eigenstromversorgung aufgebaut. Mit Hilfe der Solartechnik und Batterien als Puffer und einem Dieselgenerator als Sicherheit werden 4,5 kW erzeugt. Diese Anlage war wirtschaftlicher als eine Stromleitung hierher zu verlegen (durch staatliche Unterstützung).
Wir wandern weiter. Kurz vor Unteraha machen wir wieder eine Pause. Dann geht es weiter zum Bahnhof Aha um nach Schluchsee zu fahren. In einem netten Kaffee wird eine Rast gemacht. Mit dem Linienbus geht es nach Saig zurück.
Heute Abend erleben wir die traditionelle Theateraufführung. Heide stimmt uns mit einem gemeinsamen Gesangsvortrag“ Auf de Schwäbsche Eisebahne“ ein. Karl hat wieder ein passendes Stück zur Region „Die Schwarzwaldklinik“ geschrieben. Engagiert sind die Akteure bei der Sache. Wieder ein großer Erfolg.
Reimer überbringt nun den Dank der Gruppe an Dietrich für die perfekt organisierte Reise, die Wahl der Ziele und die gute Mischung aus Wandern, Kultur und Gruppengeselligkeit.
 

Montag, 23.05.2005

Reisetag und Kultur. Bei feuchtem Wetter verlassen wir unser nettes Hotel. Die Wirtleute transportieren wieder das Gepäck zum Bahnhof, und wir können entspannt mit leichtem Gepäck im Bus fahren. Wir fahren bis Freiburg, bringen hier unser Gepäck zur Aufbewahrung und können so frei von Last die Stadt anschauen. Dietrich hat 2 Stadtführer bestellt, die uns zu den Schwerpunkten der Stadt führen und die erforderlichen Erläuterungen dazu geben. Zu bewundern sind die stolzen Häuser der reichen Handwerkerschaft. Natürlich ist das Münster ein besonderer Anziehungspunkt. Ein kleiner Teil ist romanisch und vom Mittelschiff an ist das Münster gotisch aufgebaut. Die hübschen Fenster wurden von der Handwerkerschaft gespendet. Sie durften dafür ihre Wappen und ihre Arbeit darstellen.
Zum Mittagessen besuchen wir ein feines Restaurant, das auf einem Felsen liegt. Wir können aber in Fahrstühlen, die im Fels eingelassen sind, herauffahren.
Nach dem Essen ist Stadtbummel auf eigene Faust angesagt. Pünktlich zur Abfahrt des Zuges sind alle wieder am Bahnhof. Nun folgt die Rückfahrt. Für Verpflegung und Getränke aus Spenden ist gesorgt. Ein weiterer Treibwerkschaden an der Lok führt zu 20 Minuten Verspätung. Wir erreichen aber unseren Kieler Anschlusszug in Hamburg und kommen wohlbehalten in Kiel an.

  

Nachsatz:

Eine interessante Reise ist wie im Fluge vergangen.
Danke, Dietrich.

Bericht:     Birgitt und Werner Hesse
 Fotos:      Renate Kunschmann