Wanderfahrt in den Naturpark Lauenburgische Seen
vom 3. bis 7. Juni 2024
3. Juni: Hinfahrt nach Mölln, Stadtrundgang

Endlich ist es so weit! Mit gepackten Koffern begeben wir uns zum Hauptbahnhof Kiel. Von den 18 Teilnehmern fährt die Hälfte in Fahrgemeinschaften mit dem Auto, die anderen 9 Teilnehmer wollen mit dem Zug fahren. Aber es fehlt doch noch jemand. Ach, der Zug hält auch in Raisdorf, und da steigt Dorothea hinzu. Nun kann es richtig losgehen!
Wir sind sehr gespannt auf Mölln, auf das Hotel, die Wanderwege, die Seenkette und den Schaalsee. Und auf unseren Wanderleiter Klaus Peemöller, der sich das alles ausgedacht hat und uns nun leiten und begleiten wird.
Als wir ca. 13:30 Uhr in Mölln ankommen, stauben wir los bergan. Es soll nicht weit sein, das Hotel „Quellenhof“, aber eben oben auf dem Berg. Da ist doch gleich vor dem Bahnhof der ZOB. Nach kurzer Begutachtung der Fahrpläne entscheidet sich wieder die Hälfte der Mitreisenden für einen kurzen Bus-Transfer mit 2 Stationen. Am Ziel kommen die Fußgänger auch schon um die Ecke. Hallo, lange nicht gesehen!
Um 15 Uhr starten wir zu einer Stadtbesichtigung. Klaus führt uns am Wasserturm vorbei durch den denkmalgeschützten Kurpark, zu einem wunderschönen Ausblick auf den Schulsee, zum historischen Marktplatz mit dem alten gotischen Backstein-Rathaus und der St. Nicolai-Kirche sowie natürlich zum Eulenspiegel-Brunnen neben dem Kirchberg. Die Bronzefigur will jeder mal anfassen für ein Foto für die Lieben daheim oder den abendlichen WhatsApp-Status.
Leider ist die Innenstadt wegen Fernwärme-Bauarbeiten gerade nicht so attraktiv, da trösten wir uns mit einem Café-Besuch. Auf dem Rückweg streifen wir noch den Japanischen Garten im Kurpark und haben dann schon einen recht guten Überblick über die Stadt Mölln.
4. Juni: Entlang der Möllner Seenkette durch das Hellbachtal
Wir starten bei angenehmem Wetter zu ebenfalls angenehmer Zeit – um 9.30 Uhr – von unserem Basishotel „Quellenhof“, vorbei an Möllns Wasserturm, und sind schon ganz bald in herrlicher Natur: Langes Moor, ein Moor, das durch die Ausdehnung der Stadt an Länge eingebüßt hat, nicht aber an der den Mooren eigenen morbiden Schönheit. Wir atmen die Feuchte des Wassers, der Wege, der Pflanzen, hören neben unseren Unterhaltungen auf die Stimmen der gefiederten Moorbewohner und genießen die „Gelenke-freundlichen“ Waldrandwege.
Die Landschaft öffnet sich und gibt den Blick frei auf den Lütauer See. An seinem Westufer geht es voran.


Schon bald liegt der größere See, der Drüsensee vor uns, ein Waldsee, jetzt auch schon mal glitzernd unter Sonne. Das Auge sucht vergeblich nach z.B. Enten, sie halten sich wohl im dichten Schilf auf. Auch ein Adler möchte sich nicht zeigen. Dafür begleitet uns permanent der Kuckucksruf. Auch die Mönchsgrasmücke und den Teichrohrsänger können wir aus dem „Gezwitscher“ heraushören. Die Rohrdommel und den Eisvogel sehen wir nur auf den Informationstafeln am Weg. Dagegen können wir uns stellenweise „in echt“ an der Schönheit der Blauen Prachtlibellen erfreuen. Und – M ü c k e n gibt es! Viele!!! Manche von uns scheinen besonders geeignete Wirte für sie zu sein. Die Frage „Wovon ernähren sich eigentlich die männlichen Mücken?“ taucht auf. Google weiß es: - ausschließlich von Pflanzensäften!

Südlich des Drüsensees betreten wir das Naturschutzgebiet Hellbachtal, ein eiszeitliches Tunneltal, in dem durch den naturnahen Verlauf des Hellbachs mit angrenzenden Feuchtwiesen, Bruchwäldern und Mooren sowie kleinen Waldseen eine große Arten- und Strukturvielfalt entstanden ist. Das Hellbachtal gehört zum europäischen Biotopverbund „NATURA 2000“.
Im nördlichen Teil des Hellbachtales gibt es die Möglichkeit, zur gegenüber liegenden Talseite zu wechseln und damit einen kürzeren Rückweg anzutreten. Ein Teil unserer Gruppe entscheidet sich dafür; die Anderen bleiben auf der Westseite des Hellbaches.
Der Bach fließt, oft dem Auge verborgen, durch unwegsames feuchtes Terrain mit Sumpfpflanzen und kleinen Baumgruppen. Wunderschön! Was alles versteckt sich in diesem geschützten Lebensraum?! Ich fühle mich einbezogen, mitgenommen in die herrliche Schöpfung. Erst recht, als unser Weg über einen Bohlenweg quer durch das Tal und über den Bach hinweg führt.
Damit beginnt dann auch unser Rückweg. Wie schade! Aber unser Blick bleibt dem Feuchtgebiet zugewandt. Unsere Füße begehen jetzt einen breiten trockenen Weg, an dem eine Bank zu einem verspäteten zweiten Frühstück einlädt.

Unterwegs weisen Wegweiser auf verschwiegene kleine Waldseen hin, den Schwarzsee, den Krebssee, den Lottsee. Es sind Toteisseen, Kolkseen – so nennt man sie hier. Sie entstanden in der Eiszeit, als sich die Gletscher zurückzogen. In Strudellöchern eingeschlossene Eisblöcke, die dann später auftauten, haben die kleinen runden Seen geschaffen. Aber - unser Weg führt weiter geradeaus.
Nach ca. 19 km erreichen wir wie vorgesehen das Café am Wildpark Uhlenkolk, wo wir auf unsere „zweite Gruppen-Hälfte“ treffen. Auch wir möchten jetzt Kaffee und Kuchen!
Es war eine schöne abwechslungsreiche Tour, insgesamt etwa 21 km, die unser Wanderführer für uns ausgesucht hatte. Im Kopfkino nehmen wir sie mit nach Hause.
5. Juni: Am Elbe-Lübeck-Kanal und durch das Pirschbachtal
Zu Beginn unseres zweiten Wandertages machen insbesondere die Langwanderer vom Vortag noch einen etwas erschöpften Eindruck. Aber glücklicherweise sind heute nur ca. 13 km geplant.
Zu Beginn geht es vorbei am Bahnhof und Ziegelsee und dann eine längere Strecke entlang des Elbe-Lübeck-Kanals, der die Elbe bei Lauenburg mit Lübeck an der Ostsee verbindet. Besonders beeindruckend aber finden die Wanderer in der Folge das Pirschbachtal. Auf Anregung der Lehrerin Ingeborg Dittmer hat man vor etwa 20 Jahren begonnen, das eiszeitliche Urstromtal zu renaturieren. Es fasziniert der weite Blick längs des offenen Grünlandes mit seinen Feuchtwiesen. Ab und zu Rinder. Gesunde Laubmischwälder mit uralten Baumgestalten, vorwiegend Rotbuchen und Eichen, umrahmen die großflächige Landschaft.


Doch was macht da eine Wanderkameradin? Sie hält ihr Smartphone am ausgestreckten Arm weit über sich. Unsere Frage, wie merkwürdig sie denn fotografiere, beantwortet sie folgendermaßen: Sie nehme Vogelstimmen auf und bestimme sie mit einer speziellen App. Heute habe sie schon den Gesang von Sumpfrohrsänger, Haubentaucher, Zilpzalp und Milan identifiziert. Leider bekäme sie die Vögel aber nur selten auch zu Gesicht.
Für botanische Fragen gibt es ebenfalls Spezialisten in der Gruppe. Da wird z.B. geklärt, ob es sich bei der blau blühenden Pflanze um einen Natternkopf oder um eine Ochsenzunge handelt.

Zurück in Mölln meldet sich mehr als die Hälfte der Truppe für eine Fahrt mit dem holländischen Grachtenboot `MS Till` an. Die Wartezeit wird mit Kaffee und Kuchen verkürzt. Wie schön, dass sich eine 10. Person für die Schifffahrt entscheidet. Das senkt den Fahrpreis für alle erheblich. Eine kompetente und nette Kapitänin schippert uns dann durch den Stadt-, Schul- und Ziegelsee sowie am Hafen vorbei. Bei köstlichen Getränken und Sonnenschein genießen wir die Fahrt in vollen Zügen.
Danach geht es zurück ins Hotel. Nach einer kurzen Ruhepause begeben wir uns gemeinsam zum Ristorante Pizzeria `Pietro` in der Innenstadt (Das Hotel-Restaurant hat nämlich am Mittwoch geschlossen). Leckeres Essen, gepflegte Getränke und nette Gespräche sorgen für eine fröhliche Runde. Unserem Reiseleiter Klaus wird für die penible Planung und für die ersten, gelungenen Wandertage mit einer Rede, einem kleinen Geschenk und viel Applaus gedankt. Satt, müde und zufrieden machen wir uns schließlich auf den Weg ins Hotel bzw. ins Bett.
6. Juni: Im Biosphärenreservat Schaalsee bei Zarrentin
Vom Hotel aus fahren wir mit Pkw und einem Großraumtaxi, bei leichter Bewölkung, nach Zarrentin zum Parkplatz am Pahlhuus, dem Informationszentrum des UNESCO-Biosphärenreservates Schaalsee. Während die Landschaft um Mölln herum hügelig ist, sehen wir auf der Fahrt nach Zarrentin weite, ebene Flächen. Nach ca. 30 Min. erreichen wir unser Ziel. Von nun an ging es ca. 13 km zu Fuß weiter. Direkt am Pahlhuus („Pfahlhaus“) brummen einige von uns in den Summstein, der auf natürliche Weise durch die Schallwellen den Körper vibrieren lässt.
Bis 1989 lag die mecklenburgische Schaalseelandschaft im innerdeutschen Grenzgebiet und war weitgehend unzugänglich. Jahrzehntelang konnte die Natur sich hier nahezu unberührt entwickeln. Die einmalige Seenlandschaft zwischen Schwerin, Hamburg und Lübeck, deren Kernstück der 72m tiefe Schaalsee ist, hat zahlreiche, andernorts seltene Tier- und Pflanzenarten.

Unsere Wanderung mit etwa 13 km Länge startet direkt am Pahlhuus. Über einen Bohlenweg, vorbei an erklärten Beispielen der Flora und Fauna, gehen wir über den Moorerlebnispfad durch das Zarrentiner Kalkflachmoor zur Badeanstalt am Schaalsee, wo wir, da Tische und Bänke zur Verfügung stehen, pausieren.

An der Uferpromenade wandern wir zum Kloster Zarrentin und weiter am Strangendamm entlang, einmal um den Kirchsee herum und an der Uferpromenade zurück zum Kloster. Dort draußen, in der Sonne, rasten wir und stärken uns mit Kaffee und Kuchen.


Danach erkundet jeder im eigenen Tempo die Kirche und den gotischen Ostflügel der Klosteranlage aus dem Jahr 1251. Gemeinsam geht es dann durch dichte Insektenwolken (kleine Fliegen oder Mücken?) zurück zum Parkplatz am Pahlhuus und von dort mit Pkw und Taxi zum Hotel in Mölln.
Ein letztes gemeinsames Abendessen und eine Dankeskarte der Gruppe an unseren Wanderführer Klaus Peemöller und die Hoffnung auf weitere gemeinsame Wanderreisen runden den erlebnisreichen und schönen letzten Wandertag ab.
7. Juni: Rückfahrt
Nach dem Frühstück trifft sich die gesamte Wandergruppe noch einmal zum gemeinsamen Abschied nehmen vor dem Hotel. Anschließend geht es auf die Heimfahrt, die Zugreisenden eilen zum Bahnhof, die Autofahrer starten zu einer individuellen Rückreise mit dem Privat-PKW.
Eine erlebnisreiche Wanderfahrt durch eine waldreiche Hügel- und Seenlandschaft findet seinen Abschluss.
Text: Dörthe und Thomas Jeß, Gisela Möller, Ursula Perkiewicz, Dörte Vieth
Fotos: Gabriela Henning, Thomas Jeß, Klaus Peemöller, Ursula Perkiewicz