Wanderfahrt in die Fränkische Schweiz

vom 11. bis 18. Juni 2023

Entgegen aller Unkenrufe wurde im Juni weder bei der Bundesbahn gestreikt noch gab es nennenswerte Verspätungen bei der Fahrt nach Bamberg. Vom Bamberger Bahnhof brachte uns ein Bus in rasanter Fahrt ins beschauliche Muggendorf.

Im Restaurant „Goldener Löwe“ erwartete uns der Biergarten und ein Abendbüffet mit 3 Gängen.

Wir hatten vom ersten Tag an warmes und sonniges Wetter. Wolfgang Keibel hatte die - wegen Corona verschobene - Wanderfahrt in gewohnter Weise akribisch vorbereitet. Leider musste er aus persönlichen Gründen seine Teilnahme kurzfristig absagen und hatte Leopold Fuß mit der Führung der Wanderungen beauftragt, Klaus Peemöller bekam die Fahrkarten ausgehändigt und damit die Aufgabe, die Reisegruppe heil hin und zurückzubringen. Beide erledigten die von Ihnen dankenswerterweise übernommenen Aufgaben mit viel Engagement.

12. Juni: Wanderung über die Burgruine Neideck nach Ebermannstadt

Am Montag sollte es nach Ebermannstadt gehen. Ebermannstadt ist eine Kleinstadt im Kreis Forchheim mit knapp 7.000 Einwohnern und bezeichnet sich selbst als Herz der Fränkischen Schweiz. Der Weg dorthin führte uns und zunächst an der Wisent entlang und dann über die Burgruine Neideck durch schattige Mischwälder.

Die Burgruine Neideck war auch in den nächsten Tagen immer wieder Orientierungspunkt, aber eine Besichtigung dieser hoch über der Wisent gelegenen Ruine erfolgte nur an diesem Tag. Die Ruine Neideck gilt als Wahrzeichen der Fränkischen Schweiz. Sie wurde erstmals 1219 urkundlich erwähnt. Insbesondere wenn man den Wohnturm erklimmt, hat man eine hervorragende Aussicht auf das Wiesenttal.

Von Ebermannstadt ging es dann - natürlich nach einer Einkehr - mit dem Bus zurück nach Muggendorf. Insgesamt sind wir an diesem Tag ca. 15 km gelaufen und haben knapp 400 Höhenmeter bewältigt.

13. Juni: Rundwanderung Muggendorf mit Besuch der Binghöhle

Wieder wird um 9 Uhr gestartet. Es fehlt noch ein Stock und eine Jacke, wollen wir doch heute in die kalte Binghöhle. Aber dann geht es voller Elan geradewegs vom Hotel bergan. Ein bisschen anders abbiegen als gestern, aber wieder so schön im schattigen Wald.

Oh, wir sind ja am Brunhildenstein vorbeigelaufen. Zurück marsch marsch! Einige möchten ihn unbedingt sehen. So spektakulär war er dann doch nicht, aber er bot einen wunderschönen Ausblick zurück auf Muggendorf, perfekt für den abendlichen WhatsApp-Status.

Die nächste Pausenstelle beschert uns noch einmal einen Ausblick auf Burg Neideck, die wir gestern genauer untersucht haben. Aber so richtig genießen können wir den Ausblick nicht, denn uns sind drei Wanderer abhandengekommen, die infolge verschiedener Kartendarstellungen einen anderen Weg gewählt haben. Hm, später waren sie dann schon vor uns am vereinbarten Treffpunkt bei der Burg Streitberg. Da waren wir aber froh über die Wiedervereinigung und haben uns dann in aller Ruhe die Burgruine mit allen ihren Außenanlagen und dem Gefängnis angesehen.

Nach ausreichender Pause ging es gemeinsam weiter an der Muschelquelle und den Steilwänden von Guckhüll vorbei, bevor wir endlich die Binghöhle erreichten. Huu, es war schon kalt dort drinnen. All die dekorativen Stalagmiten und Stalaktiten, die angeleuchtet so interessant und geheimnisvoll daherkommen. Leicht geduckt durchlaufen wir die Höhle und genießen anschließend die wärmenden Sonnenstrahlen.

Die Höhle entdeckte übrigens erst 1905 der Spielzeughersteller Ignaz Bing. Wer noch seinen Opa fragen kann: ...der hatte bestimmt ein Blechauto von ihm.

Weil die Höhle so niedrig war, ließ Ignaz seinen 13jährigen Sohn Konrad hindurchschlüpfen. Der war sowas von begeistert! Die Höhle wurde ein wenig erweitert und erlebte bereits im nächsten Jahr einen Zulauf von 7000 Besuchern.

Nun aber flott hinab in den Ort Streitberg, um noch einen Kaffee zu trinken. Dann teilen wir uns auf in Busfahrer und in Wanderer nach Muggendorf/Goldener Stern und fallen nach dem Abendbuffet ins Bett bzw. pflegen unsere Blessuren. Da wir 14 km gelaufen und ca. 570 Höhenmeter bewältigt haben, gab es schon das eine oder andere Wehwehchen.

14. Juni: Die „3-Täler-Runde“ von Muggendorf ins Aufseßtal

Die Fränkische Schweiz ist ein ausgesprochenes schönes und vielfältiges Wandergebiet. Und der heutige Wandertag hatte es wirklich in sich. Es dominierten wieder schöne schattige und kühlende Buchenwälder - bei einer Schattentemperatur von 25 Grad und mehr eine wirkliche Wohltat.

Das erste Highlight dieses Wandertages ist das Quakenschloss (501 m ü. NN), eine besondere Felsformation mit Karsthöhle, die einen weiten Blick in die umliegenden Täler bietet.

Weiter ging es durch Wälder, blühende Wiesen und kleine Orte zur Riesenburg. Die Riesenburg (Versturzhöhle) stellt die Überreste einer ausgedehnten Karsthöhle aus sogenanntem Frankendolomit dar, die durch die Einwirkung von Wasser entstand. Sie ist überaus beeindruckend und verlangt dem Wanderer einiges an Kondition für die langen Treppen ab.

Uns führte der Weg über die Wisent und dann weiter in Richtung Aufseßtal zur Kuchenmühle. Der Wanderpfad führt in traumhaft ruhiger Lage zunächst an der Wisent und dann an der Aufseß entlang. Libellen und ab und an ein Kajak oder Kanu begleiten den Wanderer. In der Kuchenmühle gibt es laut dem rustikal-freundlichem Wirt den besten Kaiserschmarrn in der Region - auf jeden Fall sind die Portionen üppig und lecker.

Und am Abend hatten wir dann 13 km auf der Uhr und rund 460 Höhenmeter geschafft.

15. Juni: Weltkulturerbe Bamberg

Für den Donnerstag stand körperliche Erholung und kulturelle Bildung auf dem Programm. Es ging mit einem eigens angemieteten Bus nach Bamberg. Der ÖPNV in der Fränkischen Schweiz ist noch ausbaufähig: mit Bus und Bahn hätte man für die rund 40 km gute 1,5 Stunden benötigt…

Das örtliche Busunternehmen freute sich über zahlende Kundschaft und wir hatten eine nette Fahrt ins Weltkulturerbe Bamberg.

Einen Stadtführer? Nein, den brauchten wir nicht! Auf Initiative von Ursula Perkiewicz hatten sich mehrere Mitwander/innen bereit erklärt, sich vorzubereiten und der Gruppe wichtige Sehenswürdigkeiten zu erläutern. Dazu gehörten u.a. natürlich der Dom – den Reiter von Bamberg hatte sich mancher doch etwas spektakulärer vorgestellt. Die Ausführungen von Leopold Fuß u.a. zu den Figuren Ecclesia und Synagoge waren sehr interessant und kurzweilig.

Die alte Hofhaltung und der Rosengarten der neuen Residenz waren auf jeden Fall beeindruckend. In der Altstadt haben wir uns dann noch das Alte Rathaus näher angeschaut.

Je nach Lust und Laune standen abschließend ein Stadtbummel oder eine Bootsfahrt auf der Regnitz auf dem Programm. Beim Blick vom Wasser auf die kleinen Fischerhäuschen wurde auch klar warum diese „Klein Venedig“ genannt werden.

Am Abend erwartete uns in unserem Hotel ein großer Grillabend, der kulinarisch wirklich keinen Wunsch offenließ und auch für Vegetarier ein abwechslungsreiches Menü bot.

16. Juni: Muggendorf – Gößweinstein

Am Freitag sollten wir doch ein wenig ausgeruht sein und so machten wir uns auf die etwas anstrengendere Tour nach Gößweinstein. Für diejenigen, die mit Blessuren oder gestressten Kniescheiben zu kämpfen hatten, gab es eine Tour mit weniger Höhenmetern an der Wisent entlang. Die anderen wählten eine Route, die u.a. über den Hohen Berg (522 m) führte. Beide Gruppen mussten jedoch kurz vor Gößweinstein einen Anstieg von ca. 150 Höhenmetern auf nur knapp 2 km bewältigen. Bevor wir die leckere Torte genießen konnten, also erst einmal steil den Hang hinauf.

Doch zuvor führte der etwas herausfordernde Weg durch die Oswaldhöhle – der Wanderweg geht mitten durch – und auf den Aussichtsturm Hohes Kreuz.

Die Riesenburg umgingen wir diesmal und folgten dem Fränkischen Marienweg an der Wisent in Richtung Gößweinstein.

An der Stempfermühle konnten wir Wasseramseln bei der Jagd in der Wisent beobachten.

Beim Aufstieg nach Gößweinstein querten wir noch ein Klettergebiet und konnten die Kollegen von der Kletterfraktion bei ihrem – doch sehr gefährlich aussehenden - Tun beobachten.

Für eine Besichtigung der Burg Gößweinstein waren wir nun schon zu sehr auf Kaffee und Torte fixiert – nach rund 470 Höhenmetern auch kein Wunder. Der andere Teil der Gruppe berichtete uns aber am Abend von der Besichtigung der Burg. Auch die Basilika musste erstmal warten. Nach dem Hunger und Durst gestillt waren, folgte die Besichtigung der Kirche und des Ortes. Zurück nach Muggendorf ging es mit dem Bus. An diesem Tag hatten wir auf rund 12 km um die 470 Höhenmeter bewältigt und es gab sogar ein paar wenige Regentropfen.

17. Juni: Wanderung zum Druidenhain

Auch die letzte Wanderung dieser Reise war mit 460 Höhenmetern und rund 14 km durchaus etwas herausfordernd – insbesondere auch aufgrund des sehr warmen Wetters. Glücklicherweise ging der Weg wieder größtenteils durch schattige Wälder.

Beim Druidenhain handelt es sich um ungewöhnliche Felsformationen. Die einzelnen Felsblöcke des Hains sind zwei bis fünf Meter hoch, zwei bis sechs Meter lang und stehen in langen Zeilen in Nordwest-Südost-Ausrichtung aufgereiht. Bedingt durch diese Aufstellung, wurde und wird vermutet, dass es sich um eine keltische Kultstätte handelt. Wissenschaftlich bestätigt werden konnte das bisher nicht. Bereits 1912 wurde der Druidenhain in einem Wanderführer über die Fränkische Schweiz erwähnt.

Einziger Wermutstropfen bei dieser schönen Wanderung: Die einzige Einkehrmöglichkeit in Burggaillenreuth hatte an diesem Tag eine geschlossene Gesellschaft. So blieb uns nur, ein schattiges Plätzchen im Wald zu suchen.

Schlussbemerkung

Die Fränkische Schweiz bei Muggendorf ist eine sehr schöne Wanderregion mit vielen schönen schattigen Wäldern und bietet auch botanisch Interessierten etwas. Auf den Touren begegneten wir nur wenigen Wanderern – zumindest im Juni ist findet man hier noch einsame Plätzchen. In Muggendorf ist es sehr beschaulich und am Ortsrand kann man an der Wisent Wasseramseln und Nutrias beobachten.

Text: Gisela Möller und Silke Seemann

Fotos: Silke Seemann und Klaus Peemöller