Wanderfahrt in den südlichen Pfälzer Wald
17. bis 24. April 2016
In diesem Jahr hatte der Leiter der Wandergruppe, Wolfgang Keibel, eine Wanderfahrt in den Südwesten Deutschlands vorbereitet, an der 19 Mitglieder teilnahmen.
Ein direkter ICE, ab Kiel um 7.11 Uhr, brachte uns ohne Verzögerungen nach Karlsruhe. Auf dem Bahnsteig empfing uns eine junge Dame mit der Frage „Wollen Sie nach Hauenstein?“ Es war die Busfahrerin, die uns dann in einer guten Stunde zum Landgasthof „Zum Ochsen“ fuhr. Dort fühlten wir uns sehr wohl und wurden von der Küche kulinarisch verwöhnt.
Naturpark und grenzüberschreitendes Biosphärenreservat der UNESCO
Der Pfälzer Wald ist Naturpark und gleichzeitig der deutsche Teil eines grenzüberschreitenden Biosphärenreservates der UNESCO sowie die grüne Lunge der Pfalz. Mit einem sehr hohen Waldanteil von 76 % und zahlreichen Sandsteinfelsen ist er das größte zusammenhängende Waldgebiet und gleichzeitig die vielgestaltigste und eindrucksvollste Buntsandsteinlandschaft Deutschlands Er gliedert sich in vier Teile, den sanft gewellten nördlichen Teil, den nahezu ganz bewaldeten mittleren Teil, den Wasgau, den felsenreichen südlichen Teil sowie den östlichen Teil, der sich mit einem ausgedehnten Rebenmeer am östlichen Gebirgsrand erstreckt und auch als Deutsche Weinstraße bezeichnet wird. Zentraler Standort für die geplanten Wanderungen war das ehemalige Schusterdorf Hauenstein. Wie wir feststellen konnten, eine gute Wahl. Nach dem Rückgang der Schuhindustrie hat man in dieser Region verstärkt auf den Tourismus gesetzt. Es sind zahlreiche Weitwander- und Themen- sowie Rundwanderwegen errichtet worden, von denen viele vom Wanderinstitut oder anderen Einrichtungen zertifiziert bzw. prämiert sind.
Deutsches Schuhmuseum in Hauenstein
Das Deutsche Schuhmuseum in Hauenstein ist das weltweit größte Museum dieser Art. Dort erlebt man, eine faszinierende Inszenierung des Kulturgutes Schuhe aus allen Zeiten und Kontinenten. Mit nostalgische Manufakturen, alten Maschinen und Inventar wird die Schuhherstellung, -historie und Sozialgeschichte eingebunden. Die Schuhsammlung umfasst 3 500 Paar Schuhe. Einzigartig ist auch die Sammlung von Prominientenschuhen. Wichtig für den Ort ist die Schuhmeile am Ortseingang. Dort kann sich der Besucher in einer produzierenden sog. „Gläsernen Schuhfabrik“ die Arbeitsschritte der Schuhherstellung ansehen oder in Deutschlands größtem Schuh-Outlet-Zentrum mit Fabrik- und Lagerverkauf sowie Fachhandel Schuhe kaufen. In 26 Schuhgeschäften stehen über 1.000.000 Paare zur Auswahl.
Hinterweidenthal Teufelstisch
Mit dem bekanntesten Naturdenkmal der Pfalz, dem sog. Teufelstisch, startete die Wanderwoche Zunächst ging es mit dem Zug in 8 Minuten nach Hinterweidenthal und nach Querung einer vielbefahrenen Bundesstraße dann etwa 30 Minuten bergauf. Erstaunt und bewundernd standen wir dann unter einem 14 m hohen freistehenden Felsturm, dessen Deckplatte auf 284 Tonnen geschätzt wird. Die Erosion hat die umgebenden weichen Oberflächenstoffe abgetragen und einen rotbraunen Buntsandsteinfelsen übrig gelassen. Hier startete unsere Rundwanderung, die Teufelstisch-Tour, und führte uns über schmale Pfade durch ein kleines Tal nach Salzwoog und dann über den Höhenzug zurück. Laut Informationsflyer eine Strecke von 10 km mit 389 Höhenmetern.
Haunsteiner Schusterpfad
Am nächsten Tag stand der Hauensteiner Schusterpfad auf dem Programm. Vor unserem Landgasthof begrüßten wir zunächst Hermann Landau. Er leitet die Seniorenwandergruppe der Ortsgruppe des Pfälzerwald-Vereins und sollte die Wanderungen der nächsten Tage führen. Nach einem kurzen Halt an einer Wallfahrtskirche wanderten wir durch Buchenwälder mit dem ersten Grün auf einem Serpentinenpfad zum Kreuzfelsen, wo wir mit einer schönen Aussicht auf den Ort und die umliegenden Felsen belohnt wurden. Leger in der Ebene ging es dann bis zu einem hohen einzeln stehenden Sandsteinfelsen, dem Hühnerstein. Wer sich über die gesicherte Leiter hinauf traute, hatte eine phantastische Rundsicht über die bewaldeten Bergketten des Pfälzer Waldes. Von dort ging es abwärts in einen Bergsattel und wir erreichten das urige Wanderheim „Dicke Eiche“ des Pfälzerwald-Vereins. Für uns war an diesem Dienstag (sonst nur an Wochenenden) extra geöffnet. Wir genossen eine deftige Brotzeit mit Wein oder Bier. Der Rückweg führte vorbei an dem am Boden liegenden dicken Stamm der abgestorbenen über 350jährigen Eiche, der etwa 10jährigen neuen Eiche, dem Winterkirchlein und dem Hängeler Brünnlein. Am Ende war es eine Wanderstrecke von etwa 13 km mit rund 400 Höhenmetern.
Dahner Felsenpfad
„Die Erosion ist eine große Künstlerin – und das Dahner Felsenland ihr Meisterstück“ So hatte Wolfgang den nächsten Wandertag angekündigt und aus den zahlreichen Rundwanderwegen den Dahner Felsenpfad ausgewählt. Bereits nach dem Ausstieg aus dem Bus bewunderten wir die steil aufragende Felsformation „Braut und Bräutigam“. Begleitet von der Musik aus der nahen Jugendherberge führte uns Hermann einen steilen Pfad hinauf. Erst nach mehreren Eisentreppen hatten wir den Gipfel des Wachtfelsen erreicht. Die Aussicht auf den Ort Dahn, zahlreiche rotbraunen Felsen und ausgedehnte Wälder war fantastisch. Beeindruckend an diesem Pfad ist nicht nur die abwechslungsreiche Routenführung sondern auch die unbeschreibliche Formenvielfalt der bizarren Steingebilde, welche die Erosion über tausende von Jahren entstehen ließ. Er gibt auch hin und wieder die Sicht auf die Umgebung frei, so u.a. am Lämmer-, und am Brüllerfelsen. Vorbei am Ungeheuerfelsen mir seine zwei Löchern ging es dann auf weichen Waldwegen hinunter ins naturbelassene Moosbachtal. Im Kaffeegarten der Dahner PWV-Hütte im Schneiderfeld sonnten sich bereits vier Mitwanderer, die den direkten Weg gewählt hatten. In der Nähe der Hütte holte uns der Bus wieder ab. Nun ging es noch zur Besichtigung der Burgengruppe Altdahn, der größten Burganlage der Pfalz. Dicht nebeneinander stehen dort die Ruinen von Altdahn, Grafendahn und Tanstein die im Mittelalter erbaut wurden. Grandios war der der Blick bis ins Elsass.
Rodalbener Felsenwanderweg
Zur nächsten Wanderung fuhr uns der bereits bekannte Bus Richtung Pirmasens nach Rodalben. Der Rodalbener Felsenwanderweg zieht sich mit rund 47 Km im weiten Bogen um den ganzen Ort. Dabei führt der Pfad häufig am Fuße von mehreren hunderte Meter langen Sandsteinmassiven entlang. In einigen „Sandsteinmauern“ wurden im Laufe der Jahrhunderte kleine Nischen und Höhlen gebaut und dienten den Talbewohnern immer wieder als Zufluchtsorte. Noch im 2. Weltkrieg wurden mit hölzerne Vorbauten kleine Behausungen gezimmert. Imposant ist die rotbraune Felsengruppe „Zwei Brüder“, die ein Tor bilden, ein schöner Aussichtspunkt. Einige hundert Meter wanderten wir heute auch auf den Spuren der Römer, nämlich auf der römischen Straße, die von Pirmasens nach Worms führte.
Bärenhöhle
Weil Waldarbeiten den Wanderweg versperrten, ging es in der prallen Sonne auf einem Forstweg zur Bärenhöhle. Es ist die größte Buntsandsteinhöhle der Pfalz. In der oberen Höhle entspringt ein Bach, der dann als Wasserfall vor der unteren Höhle ins Tal herabplätschert. Nach diesem Höhepunkt wanderten wir zurück in den Ort Rodalben, um noch im Hilschberghaus des PWV einzukehren. Es waren heute knapp 14 km und 320 m hinauf 300 m hinunter. Der Nachmittag in Hauenstein konnte dann individuell genutzt werden. Abends berichteten einige vom Schuhmuseum, mehrere von den ihren neuen Schuhen und der Schuhmeile und andere vom Aussichtsfelsen Neding mit seinem Felsentor.
Pfälzer Weinsteg
Völlig andere Ausblicke und Eindrücke sollte uns der nächste Tag auf dem Pfälzer Weinsteig bringen. Er gehört neben dem Höhenweg und dem Waldpfad zu den drei Weitwanderwegen der Pfalz und hat eine Länge von 172 km. Mit dem Bus ging es in die Urlaubsregion Edenkoben. Am Rande des Haardt, dem dortigen Bereich des Pfälzer Waldes, wanderten wir durch die Weindörfer Gleisweiler, Burweiler und Weyher. Leider war es bewölkt und diesig, sodass wir keinen Weitblick in die oberrheinische Tiefebene hatten. Am Wegesrand waren kleine Wälder, Kastanienalleen, Streuobstwiesen und auch die mit etwa 350 Jahren älteste Esskastanie Deutschlands. In den Weinbergen leuchtete zwischen endlosen, noch kahlen Rebstockreihen gelber Löwenzahn. Im Hintergrund deutlich erkennbar Schloss Villa Ludwigshöhe. Dies von König Ludwig erbaute kleine Schlösschen ist heute Museum und erinnert daran, dass die Pfalz zeitweise zu Bayern gehörte. Unser Wanderziel war der romantische Ort Rhodt unter Rietburg. An der Hauptstraße mit einer grünen Kastanienallee reihen sich zahlreiche Weingüter mit Weinverkauf und Gutsausschank. Der Seniorchef des Weingutes Klaus & Marius Meyer empfing ums zur Weinprobe und eröffnete sie mit einem erfrischenden Perlwein. Er berichtete über Wein und Weinanbau. Wir probierten Grau- und Spätburgunder, den rubinroten St. Laurent und zum Abschluss einen Gewürztraminer. Heute hieß es Hermann Landau Ade zu sagen. Er hatte uns umsichtig geführt, interessant über seine Heimat informiert und viele Fragen beantwortet. Seinen Obstler und Likör an den Wanderhöhepunkten werden wir vermissen.
Annweilerer Burgenweg
Der Pfälzer Wald ist auch ein Burgenland. Am letzten Tag stand die Burg Trifels, die majestätisch über dem Städtchen Annweiler auf dem Sonnenberg thront, auf dem Programm. Leider regnete es. So verkürzte Wolfgang den geplanten Rundweg auf dem Annweiler Burgenweg und engagierte Taxen, die uns vom Bahnhof bis zum Parkplatz Windhof (auf etwa 350 m NN) fuhren. Ein schmaler Waldpfad führte uns unterhalb der Ruine der Vorburg Scharfenstein entlang zu den Resten der Burg Anebos und dann zum Schluss auf dem Touristenweg vom PKW-Parkplatz zur Burg Trifels hinauf. Wenn die nun schon maigrünen Buchen den Blick ins Tal freigaben, sahen wir nur wallende Nebelschwaden.
Die um 1100 erbaute Burg war für die Stauferkaiser der Aufbewahrungsort der Reichsinsignien. Danach verlor sie ihre Bedeutung und brannte um1600 ab. Vor etwa 150 Jahren begann die Wiederentdeckung und ab 1930 wurde ein Teil wieder aufgebaut. Sehenswert ist die Ausstellung mit den Kopien der edelsteingeschmückten Kaiserkrone, des Reichsapfels und weiterer Herrschaftsinsignien. Die Originale befinden sich seit dem Ende des Reiches in Wien.
Annweiler
Anschließend wanderten wir auf dem recht feuchten Waldpfad abwärts nach Annweiler. Ein kleines Städtchen mit schmucken Fachwerkhäusern und einer gepflegten Fußgängerzone. (Wanderpensum knapp 10 km, etwa 150 m hinauf und 410 m hinunter).
Abschlussabend
Am Abschlussabend bedankte sich die Gruppe bei Wolfgang für die wieder perfekte Vorbereitung. Gelobt wurde sein Einsatz für die älteren Mitwanderer und die einfühlsame Regie während dieser harmonisch verlaufenden Wanderwoche. Es waren für uns erlebnisreiche Tage, in der wir wieder einmal die Schönheit und Vielfältigkeit Deutschlands erleben durften. Wir werden die Tage in der Pfalz in guter Erinnerung behalten und freuen uns auf das nächste Jahr. Es soll in die Mitte Deutschlands, an die Werra, gehen.
Bericht: Dorothea Zelenka
Bilder: Rolf Küchler (Ro)
Wolfgang Keibel (WK)