Wanderfahrt in die Schwäbische Alb (27.04. - 05.05.2010)

In diesem Jahr wurde die Wandergruppe ins Schwabenland gelockt. Wolfgang Keibel hatte mit Unterstützung von Barbara Sattler und Dietrich Materne diese Fahrt vorbereitet.

Eine fröhliche Gruppe traf sich um 7.30 Uhr am Kieler Bahnhof und fuhr via Stuttgart bis Metzingen, wo ein Bus der Firma Mayers Reisen aus Münsingen-Buttenhausen (www.mayers-reisen.net) uns bereits erwartete, um uns ins Große Lautertal und zum Land- und Ferienhotel Wittstaig in Münsingen-Gundelfingen (www.hotel-wittstaig.de) - mit eigener Insel in der Lauter- zu bringen.

 
 

In die große Albhochfläche, die sich quasi vom Bodensee über fast 200 km nach Nordosten erstreckt, haben sich die Flüsse über Millionen von Jahren in die Kalkablagerungen eingefressen und fließen heute in vielen Windungen durch Täler, die von steil aufragenden Kalk- (Dolomit-)felsen begrenzt werden.
An diesem sonnigen Spätnachmittag spazierten wir entlang der Lauter, umrundeten den Burghügel mit den Resten von Nieder Gundelfingen, blickten die weißen Kalkfelsen hinauf zur Ruine Hohen Gundelfingen und entdeckten eine kreisrunde Karstquelle, dicht bewachsen mit Brunnenkresse und Bachberle.


 

Mittwoch, 28.April - Nebelhöhle - Lichtenstein

Am nächsten Morgen bestiegen 25 Wanderer erwartungsvoll wieder Mayers lila Reisebus. Er fuhr uns zur Nebelhöhle, der mit 450 m Länge größten Schauhöhle der Schwäbischen Alb. Das Gestein der Alb ist durch Ablagerungen aus dem Jurameer vor rund 160 -140 Mio. Jahren entstanden. Verschiebungen der Erdplatten hoben das Gelände über Jahrmillionen an. Erosionsprozesse, insbesondere die Eiszeiten, verliehen der Landschaft die heutige Form. Über diesen langen Zeitraum floss Regenwasser durch Risse und Spalten, löste den Kalkstein und schuf durch Lösungsverwitterung riesige Höhlensysteme mit Tropfsteinen.

Die Entwässerung erfolgt häufig unterirdisch. Daher findet man am Fuße der Alb bzw. in den Tälern viele Quellen und Bäche. Es wird erzählt, dass die Höhle im Jahre 1517 von einem Jäger entdeckt wurde, dem eine Stück Wild durch ein Loch in der Höhlendecke in die Tiefe gefallen sei. Das so genannte Nebelloch war auch schon vorher bekannt, weil im Winter bei Frost die wärmere Höhlenluft als Nebel aufsteigt.
Durch alten Buchenwald mit ersten grünen Blättchen und vielen Frühblühern wanderten wir auf dem Burgenweg bzw. HW 5 „ Bodensee – Schw. Alb – Allgäu“ nach Lichtenstein.

Nach einem Zwischenstopp auf dem Gießstein (788 m), ein Aussichtpunkt auf einem steil aufragenden Kalksteinfelsen, ging es weiter zum Schloss Lichtenstein (821 m), Romantik pur. Wie ein Märchenschloss á la Neuschwanstein steht es auf steilem Fels hoch über dem Echaztal. Es wurde 1840 im neugotischen Stil in die alte Burganlage aus dem Mittelalter eingefügt.

Ein schöner Platz für eine Mittagspause an einem sonnigen Frühlingstag unter blühenden Kastanien mit zwitschernden Buchfinken.
Die Schlösslesteige führte uns hinunter in den Ort Lichtenstein. Im Gasthof zum Stern wurden wir bereits erwartet und auf der straßenseitigen Terrasse von den Wirtsleuten, Familie Blötscher, überaus freundlich bewirtet.
Hier wurden wir später von "unserem" Bus abgeholt und nach Gundelfingen zurückgebracht.

  

Donnerstag, 29.April - Wolfstal

Heute starten wir eine Rundwanderung etwas südlicher in Erbstetten. Unser Wirt, Herr König, war ein kompetenter Wanderführer und beantwortete unsere vielen Fragen zu Land und Leuten. Vorbei an einer Streuobstwiese, auf der die Bäume gerade weiß aufgeblüht waren, ging es in den Wald. 
Bald stießen wir auf Kalkfelsen und alte Burgmauern. Den alten Turm der Burg Wartstein (660 m) konnten wir per Außentreppe besteigen. Im Sonnenschein lagen 100 m unter uns die grünen Wiesen und blauen Flußschlingen der Gr. Lauter. Von hier oben konnten wir deutlich die Wirkungsstätten eines aktiven Bibers erkennen.
Der schmale Wanderpfad schlängelte sich weiter durch Buchenmischwald zur Ruine Monsberg und dann hinunter zur Lauter. Nun folgten wir dem Fluß bis zur Laufener Mühle, heute ein nettes Ausflugslokal. An den felsigen Jurahängen entdeckten wir die Mondviole, eine zart duftende, hellviolett blühende, stattliche Staude.
 

Nun ging es von der Lauter ins Wolfstal, ein schmales Trockental mit steil aufsteigenden felsigen Wänden. Für die vielen Märzbecher und den zinnoberroten Kelchbecherling (ein äußerst seltener Pilz) kamen wir zu spät, aber nun blühten Milzkraut und Lerchensporn.
Auf einer etwas zugigen Straße auf der Hochfläche erreichten wir wieder Erbstetten.
 

Freitag, 30.April - Blaubeuren

Der Leiter der Wandergruppe Münsingen des Schwäbischen Albvereins, Paul Jorg, hatte sich bereit erklärt, die heutige Wanderung zu führen. Auch seine Frau kam mit und gab uns gleichermaßen viele Erklärungen zur Umgebung, zum Land und den hier lebenden Menschen.
Auf der Hochebene nahe Seißen, westlich von Blaubeuren wurden wir „ausgesetzt“, erreichten einen Kiefernwald und konnten von der Ruine Günzelsberg einen ersten Blick auf die Industriezone von Blaubeuren werfen. (Obgleich die dortige "Wetterstation" einem neugierigen Horst schon Regen prognostizierte, hatten wir danach einen schönen Wandertag.) Herr Jorg führte uns auf schmalen Pfaden am Hang entlang, vorbei an einem Felsentor aus Kalkstein, die küssende Sau, und eine mit Gittern verschlossenen Höhle. Am Aussichtspunkt auf die Altstadt von Blaubeuren erwarteten uns Frau Jorg und Elfriede, unsere wackere Seniorin, die den kürzeren oberen Weg gewählt hatten.
Auf dem Rundweg ging es weiter zum Blaustein, hoch über Blaubeuren. Mittags rasteten wir auf einem großen Kinderspielplatz und die Schaukeln wurden mit Hallo getestet. 

Von der Ruine des Rusenschlosses führte dann der Abstieg direkt zum Blautopf. Diese stärkste Karstquelle Deutschlands hat etwas Magisches, Blau und Grün fließen unvergleichlich ineinander, gleichsam ein leuchtendes Auge aus der Tiefe und Quelle von Mythen und Märchen, wie in der „Historie von der schönen Lau“, die Mörike erzählt. 1958 gelang es Tauchern bis zum 22 Meter tiefen Grund zu gelangen und den Eingang der Blautopfhöhle zu finden. Später erreichte man mit einem Tauchboot durch einen etwa 1,7 km langen unterirdischen Tunnel ein wieder luftgefülltes Höhlensystem. Entdeckt sind heute etwa 7 km. In diesem Jahr gelang es mit einer Bohrung dies wohl größte Höhlensystem der Alb von oben zu orten.
 

Weiteres Ziel war das Urzeitliche Museum. Es lockte die Sonderausstellung mit der Venus vom Hohle Fels. Sie ist eine etwa sechs Zentimeter hohe aus Mammut-Elfenbein geschnitzte üppige Frauenfigur und das älteste figürliche Kunstwerk der Menschheit. Wir bewunderten weitere altsteinzeitlich Venusfiguren, Tierskulpturen und Musikinstrumente der Eiszeitkunst (eine Flöte aus einem Schwanenknochen). Die Höhlen rund um Blaubeuren gehören zu den wichtigsten archäologischen Fundstätten Europas. Sowohl die Neandertaler als auch die ersten modernen Menschen haben hier gelebt.
Bis der Bus uns abholte, genossen wir am Rand des Blautopfes bei Eis, Kaffee oder Bier die besondere Stimmung am blaugrünen Wasser.
 

Samstag, 01.Mai - Bad Urach

Mayers Bus fuhr uns über Münsingen nach Bad Urach zum Parkplatz am Bahnhof Wasserfall (480 m).
Eine Gruppe ging unter Dietrichs Führung den direkten Weg durch das Maisental zu den Wasserfällen, die andere, geführt von Wolfgang, wanderte über frühlingsbunte Wiesen und entlang blühender Obstbäume zunächst zum Gelben Fels (733 m). Dass uns der Anstieg auf dem schmalen, mit altem Laub bedeckten steilen Serpentinenweg so viel Kraft kosten würde, hatten einige nicht erwartet. Belohnt mit einer schönen Aussicht, ging es zum Güdensteiner Wasserfall. Imposant fiel das  Wasser in einem großen Bogen hinab und war dann hinter Bäumen nicht mehr zu sehen. Leider mussten wir nun die Regenkleidung überziehen.
Eine kleine Schutzhütte war der ideale Platz für die Mittagsrast. Dann klingelte das Handy. "Wo bleibt ihr?" Wir waren noch in der „Hölle“ und querten ein steil abfallendes Schotterfeld mit schwarzen Steinen. Die andere Gruppe um Dietrich wartete bereits ungeduldig oben am Uracher Wasserfall und schlotterte in der Kälte.
 

Gemeinsam mit vielen anderen nassen Maiwanderern gingen wir einen steilen Stufenweg hinab, bewunderten das fallende Wasser und die Tuffsteinablagerungen am Boden des Falles und viele Blumen. Ein Spaziergang durch die Altstadt mit ihren schönen alten Fachwerkhäusern, dem Rathausbrunnen sowie Kaffee und Kuchen im Cafe Ruf schlossen diesen Tag ab.
 

 

 

 

 

 

Sonntag, 02.Mai - "Rundwanderung" im Lautertal

Die Wetterprognose verhieß Regen. Gut für uns, dass Frau Hirning, die Chefin des Busunternehmens, kurzfristig bereit war, uns auch heute, am Sonntag, zu fahren.
Abweichend von Wolfgangs Planung starteten wir erst in Hundersingen (628 m) und wanderten im Dauerregen auf einer alten Straße hinauf auf die Hochfläche der Alb. Es war die alte mittelalterliche Handelstraße, die hier von Süden (Ulm) kommend durch das Lautertal über die Albhöhe weiter nach Stuttgart führte. Unser Weg führte dann über den Schachen (791 m). Im dort befindlichen Pfadfinderheim fanden wir unter einem weiten Vordach Platz für eine Rast. Von dort wanderten wir hinab ins Lautertal, um in Buttenhausen den Jüdischen Friedhof zu besichtigen. 
Hier in Buttenhausen lebten seit etwa 1700 zahlreiche Juden (bis 1933).
 

Nach einer Kaffeeeinkehr in einem Gasthaus "Rössle" in Hundersingen ging es per Linienbus zum Hotel zurück. Nur zwei lehnten das Bus-Angebot ab und wanderten auch noch das letzte Teilstück.
So konnten alle Handballfans den Sieg des THW im Fernsehen sehen.
 

Montag, 03.Mai - Zwiefalten

Heute entließ uns der Bus bei Nieselregen auf dem „Dingelfeld“ westlich der Kleinstadt Hayingen. Herr Jorg hatte für uns den Einstieg am Segelflugplatz bis hinab zum Guggental mit weitsichtbaren Bändern markiert. So gelangten wir problemlos ins Guggental und und nach dem Queren der Straße ins Glastal.  Hier erklommen wir kleine Höhlen und entdeckten an einem Felsen einen kleinen Blautopf, eine Quelle.
An der Klostermühle Wimsen, ursprünglich aus dem 11.Jh., nutzten einige das Angebot der Gaststätte, andere fuhren mit einem Kahn in die einzige befahrene deutsche Höhle hinein und ließen sich vom Bootführer die hier entspringende Quelle der Aach erklären. Auch konnten sie in der Höhle das Nest einer Wasseramsel bestaunen, die eifrig hinein und hinaus flog.

Im Sonnenschein genossen wir die Wanderung durch das von Felsen umsäumte Aachtal (mit dicken Forellen) nach Zwiefalten. Bereits von weitem grüßten die barocken Zwiebeltürme des Münsters des einstigen Klosters, das bereits 1089 gegründet wurde. Das Außergewöhnliche am prachtvollen Westportal sind zwei Säulen, Skulpturen und die erkennbaren Tuffsteinblöcke, ohne Putz.

 

 

  

Im Innern dieses von 1744 bis 1765 errichteten Barockbaues mit seinen Seitenkapellen wurden wir von der in zartem Licht eingetauchten prachtvollen Rokoko- Ausstattung überwältigt. Über das Werk des Münchner Baumeister Michael Fischer, des Stukkators Joh. Michael Feichmayr und des für die Ausmalung zuständigen Franz Joseph Spiegler berichtete uns der Kirchenführer. Das Hauptfresko hat die Marienwallfahrt zum Thema. In der Mitte des Kirchenraumes steht eine  wunderschöne mittelalterlich Madonna mit Kind im Strahlenkranz. Im Altarraum begeisterten der Altar mit den weißen Engeln und das aus Nussbaum geschnitzte und reichverzierte klappbare Chorgestühl mit Griffen (Halt die Klappe!).
   

Dann reichte die Zeit noch für eine Einkehr in die Klosterbräu-Gaststätte, aber nicht nur für ein Bier, sondern auch für Glühwein zum Aufwärmen.
 

Dienstag, 04.Mai - Offenhausen - Marbach

Wolfgang hatte uns die heutige Unternehmung als besonderes Highlight angekündigt.
Unser Bus setzte uns auf dem Wanderparkplatz bei Offenhausen ab. Von hier aus wanderten wir durch zartgrüne Buchenwälder auf Flächen mit Wacholderheiden in drei Reifestufen: blühend, grüne und schwarze Beeren. Unser Weg führte uns über den Sternberg (844 m) und danach über den Planetenweg nach Marbach.
Vor mehr als 500 Jahren rief das Haus Württemberg hier das älteste staatliche Gestüt Deutschlands ins Leben, das heute als Haupt- und Landgestüt Marbach mit Hengst- und Stutenaufzucht auf sieben Gestütshöfen einen guten Ruf genießt. Eine begeisterte Reiterin zeigte uns Ställe und Pferde, dicke rundliche Schwarzwälder Kaltblut, württembergische Warmblutpferde, Allround-Reitpferde und edle Araber.  
 

Danach fuhren wir in 2 Planwagen, die von jeweils 2 Warmblutpferden gezogen wurden, geruhsam zum Lagerhaus an der Lauter. Hier wurden wir bereits mit Kaffee und Kuchen erwartet.

Der Abschiedsabend war gekommen.
Den Dank für die Wanderung, den Aufenthalt und die gute Küche beantwortete Herr König mit einem Gedicht auf die schwäbische Maultasche. Bei Wolfgang, unserem Wanderwart  und Organisator der Reise, bedankten wir  uns mit von Helga F. eiligst gestrickten Minisöckchen plus Obulus für solche in passender Größe. Auch Dietrich erhielt als Mit-Vorwanderer ein Söckchen als „Dankeschön“.
Heide und Karl hatten ein Quiz  mit Fragen zur Region vorbereitet. Hier zeigte sich, wer bei den Erläuterungen während der Wanderungen gut aufgepasst hatte. Anschließend erfuhren wir von Dieter und Renate in einem kleinen Sketch,  wie die Beratung eines ratlosen Computernutzers durch eine Hotline enden kann.
 

Mittwoch, 05.Mai - Rückreise

Um 9.00 verabschiedete wir uns aus dem wolkenverhangenen Lautertal, sagten dem lila Mayer-Bus, der uns sicher zu den Wanderungen gefahren hatte, in Metzingen „Ade“ und fuhren mit dem Zug nach Stuttgart. Nach längerem Aufenthalt ging es im ICE via Frankfurt zurück nach Kiel. 

 

Nachsatz

Es war eine harmonische Wanderfahrt mit immer gut gelaunten Mitwanderern. Wir durften u.a. das älteste Kunstwerk der Menschheit, eine der schönsten Barockkirchen Süddeutschlands, den wirklich blauen Blautopf sehen und auch unsere Wanderkondition an steilen Aufstiegen der Alb testen. Vielen Dank dem Wanderwart!
 

Text:      Dorothea Zelenka + Helga Palm
Fotos:    Renate Kunschmann