Wanderfahrt nach Pottenstein (8.05. – 14.05.2003)

Als „Schmankerl“ des Wanderjahres 2003 hatte unser Wanderwart Dietrich Materne die Fränkische Schweiz ausgesucht und für die Wandergruppe eine Wanderfahrt organisiert.
 

8.05.2003 – Anreise

43 Gruppenmitglieder trafen sich am Donnerstag um 6.00 Uhr auf dem Kieler Hauptbahnhof. Unser Ziel war Pottenstein im Städtedreieck Bamberg-Nürnberg-Bayreuth. Dort, im Gasthof Goldene Krone und der damit verbundenen Reussenmühle, standen für sechs Nächte unsere Quartiere bereit. Unsere Wirtsleute, Fam. Völker, haben uns dort erstklassig betreut und verwöhnt.

Den ersten Eindruck von unserem romantischen Felsenstädtchen am Schnittpunkt von vier Tälern bekamen wir bei einem Nachmittagsrundgang durch die verwinkelten Gassen, die von Felsen und der tausendjährigen Burg überragt werden. Ein Lichtbildervortrag nach dem Abendessen informierte uns ausgiebig über die unzähligen Höhlen, Felsen, Blumen und Wanderwege der Fränkischen Schweiz. Der Referent, Werner Zischow, Chef der Bergwacht, hatte Dietrich bereits bei der Vorbereitung der Wanderfahrt geholfen und ihn dabei zahlreiche Tipps gegeben.
 

9.05.2003

Am Freitagmorgen erschienen alle gut ausgeruht um 7. 30 Uhr zum Frühstücksbuffet; um 9: 00 Uhr ging es bei Sonnenschein auf dem Wallfahrtsweg nach Gößweinstein. Die dortige Basilika wurde ab 1730 von Balthasar Neumann erbaut. Sie ist der Heiligen Dreifaltigkeit geweiht. Dies zeigte und erläuterte uns der Organist sehr sachkundig und interessant bei einer Führung. Das anschließende Orgelkonzert war nachhaltig beeindruckend.
Die Weiterwanderung brachte uns nach Tüchersfeld, wo unter zwei steil aufragenden Felstürmen das Fränkische Schweiz - Museum steht. Mit seinen umfangreichen Sammlungen gehört es zu den sehenswertesten Museen Frankens. Untergebracht ist es im sogenannten Judenhof, einem Gebäudekomplex aus dem 18. Jahrhundert. In 43 liebevoll eingerichteten Räumen werden alle Aspekte des Landschaftsraumes geordnet gezeigt. Unser Museumsführer, von der Ausbildung her Archäologe, verstand es, uns einen lebendigen Eindruck von den Themen zu vermitteln, die wir - aus Zeitgründen - auswählen mussten: Geologie, häuslicher Alltag, Handwerk, Trachten jüdisches Leben...
Dem Pottlachtal folgend kehrten wir nach Pottenstein zurück - fast alle zu Fuß!
 

10.05.2003

Am Samstag ging es durchs Wieherbachtal zur Teufelshöhle. Unterwegs wurde ein "Zwangsstopp" bei der Sommerrodelbahn eingelegt. Mehr oder minder geschwind sausten einige von uns mutig zu Tal!
Die Teufelshöhle ist für Touristen erschlossen. Sie bietet mit Auf- und Abstiegen über 1500 m Wegstrecke immer wieder neue Ausblicke auf Tropfsteingebilde, die im Lauf von über 100 000 Jahren entstanden sind. Die Forscher entdeckten auch viele Knochen von Höhlenbären. Ein Skelett wurde zusammengesetzt. So hat man einen gewissen Eindruck von der Größe dieser Tiere (3 m hoch, 400 kg schwer!)
Bevor wir nach der Besichtigung weiterwanderten, stärkten wir uns mit einem 2. bzw. 3. Frühstück. Es ging hinauf in die Berge zur Hofmannskapelle, von dort wieder hinunter ins Pottlachtal, dann einen steilen Weg hinauf zur Bergwachthütte, wo Werner Zischow uns mit einer kleinen fränkischen Vesper überraschte.... vielerlei Brot- und Wurstsorten, dazu dunkles Bier. Dieses war gesponsert von einigen Gruppenmitgliedern, denen wir hier noch einmal herzlich danken! Die Stimmung im Schutz des geschlossenen Zeltes war kaum zu überbieten.
Der Abstieg von der Bergwachthütte war kein Problem. Problematisch dagegen war, dass unsere Wirtsleute uns an diesem Tag mit einem opulenten Schmankerlabend und Tanzmusik eine Freude machen wollten. So hat mancher versucht, auf Vorrat zu essen. Das war aber, in Hinblick auf die Menüs der folgenden Tage, völlig unsinnig! Die Tanzfreudigkeit zu den flotten Melodien der Zwei-Mann-Kapelle verdient besonders hervorgehoben zu werden.
 

11.05.2003

Am Sonntag, Muttertag, fuhren wir mit dem Bus durch das Wiesenttal bis nach Muggendorf. Das ist ein zentraler Ort in der Fränkischen Schweiz. Nach einer Stadtbesichtigung ging es dann in steilem Aufstieg zur Oswaldshöhle. Durch diese führte der Wanderweg. Weiter ging es über die Schöne Aussicht (522 m hoch), mit herrlichem Blick in die Landschaft, zum Quackenschloss; weiter hinauf zum Adlerstein (531 m), wo ein Aussichtsturm einen phantastischen Fernblick in die Umgebung ermöglicht. Dort wurde auf blühender Wiese Mittagsrast gehalten. Sonnenschein pur! Über Engelhardsberg führte der Abstieg durch Wald und Wiesen nach Moritz, zum Kaffeetrinken. Übrigens: Die Tortenstücke in der Fränkischen Schweiz können sich sehen lassen. (Wir kennen Wirte in Schleswig-Holstein, die würden daraus zwei Stücke machen!)
Der letzte Teil unserer Wanderstrecke führte über Behringersmühle nach Tüchersfeld. Dort wurden wir mit Blasmusik zu Muttertag erfreut. Die letzten 5 km brachte uns der Bus zurück nach Pottenstein.
 

12.05.2003

Am Montag ging es auf Kultur-Tour nach Bayreuth. Für den Bus sind 30 km eine Kleinigkeit. Unsere Stadtführerin, Frau Friede, zeigte uns als erstes das grandiose Innere des Markgräflichen Opernhauses, das als das schönste erhaltene Barocktheater Europas gilt. Es wurde im Auftrag von Markgräfin Wilhelmine (Schwester Friedrichs des Großen) erbaut. Heute finden nur 40 Mal im Jahr Aufführungen darin statt. Aber Menschen aus aller Welt kommen täglich, nicht um zu hören, sondern um zu schauen und staunen! Frau Friede wusste Eindrucksvolles über die Wagnerstadt zu berichten. Sie zeigte uns selbstverständlich auch das Festspielhaus, die Villa Wahnfried und das Grab Richard Wagners und seiner Frau Cosima.
Nach so viel Kultur gönnte uns Dietrich ein paar Stunden Freizeit, bevor wir eines der interessantesten Museen besuchen durften: Das Brauerei- und Büttnerei-Museum. Erbaut wurde es im Jahre 1887 als Fabrik im Stil der Gründerzeit. Seit 1981 ist es im Guinness-Buch der Rekorde als das umfangreichste Biermuseum der Welt verzeichnet.
Im Anschluss an die interessante Führung wurden wir mit der heutigen Produktion bzw. deren Ergebnissen (dunkles Weizenbier) bekannt gemacht.
Lauter fröhliche Leute trafen am Abend wieder in Pottenstein ein. Der Abend selbst war für eine größere Zahl von Teilnehmern Übungsabend und Generalprobe. Karl Schilke als Autor und Regisseur hatte ein schauriges Ritterdrama für den Abschiedsabend verfasst. Dafür ist er seit Jahren in Kennerkreisen berühmt...
 

13.05.2003

Dienstag, unser letzter Wandertag war gekommen. Und mit ihm unser Freund und örtlicher Wanderführer Werner Zischow. Er brachte uns mit dem Bus zunächst nach Doos. Ab dort begann unsere Tagestour von sehr moderater Schwierigkeit und Länge, aber durch eine liebliche Landschaft. Weitgehend führte sie durch das Aufseßtal, vorbei an unglaublicher Blumenvielfalt wie gemeiner Akelei, Nestwurz, Zweiblatt und dem weißen Waldvögelein. W. Zischow verstand es, uns auf die Schönheiten seiner Heimatlandschaft hin zu weisen. Zeit zum Verweilen war genügend eingeplant. Ein gelegentlicher Regen störte kaum. Wir wanderten über Voigtendorf, Wüstenstein, Draisendorf nach Aufseß. Dann ging es hinauf zum Heckenhof. Und wo landeten wir dort? - Im Kathi - Bräu!
Dass es sich hier um ein ehemaliges Schloss handelt, ein Lehensgut, das erstmals 1498 erwähnt ist, sieht man den Bauten heute wirklich nicht mehr an. Vom Kathi - Bräu spricht man wegen der früheren Chefin Kathi Meyer, verstorben 1993. Der jetzige Betreiber Joseph Schmitt war lange Jahre Kathis Braumeister. Er ließ es sich nicht nehmen, uns, seine Gäste, aus der Gastwirtschaft in die Brauerei zu führen. Diese beeindruckte durch ihre vorsintflutliche Ausstattung und geringe Größe. Die Qualität des so erzeugten Bieres hält jedoch jeden Vergleich mit Maisels und vielen anderen Erzeugnissen stand.
Wieder einmal war die Wandergruppe zufrieden mit einem schönen Tag. Der Bus brachte uns alle wieder ins Gasthaus Zur Krone zurück. Der Abschiedsabend wurde dann mit dem Theaterstück über Eppelein von Gailingen (alias Gunter Palm) verschönt, ebenso durch eine Reihe von Beiträgen aus der Gruppe.
 

14.05.2003 - Rückreise

Am Mittwoch ging es von Pottenstein mit dem Bus zurück nach Pegnitz, dann mit der Bahn nach Nürnberg. Dort hatten wir bis zur Heimreise knapp sechs Stunden Aufenthalt eingeplant. Das Gepäck verwahrten wir im Bhf. Nürnberg. Dann gab es Kultur zur Auswahl: Verkehrsmuseum oder Altstadtrundführung. Die letzte Stärkung fand danach gemeinsam im Bratwurst-Röslein am Rathausplatz statt. 15.28 Uhr begann die Rückreise nach Kiel, wo wir 21.39 Uhr eintrafen.
 

 

Nachsatz:

Für diese wunderbare, abwechslungsreiche Wanderfahrt haben wir unserem findigen Organisator Dietrich Materne bereits am Abschiedsabend in Pottenstein herzlich gedankt. Hoffentlich können wir mit ihm noch viele so schöne Touren erleben.
 

Bericht:    Inga und Reimer Göttsche