Wanderfahrt in den Müritz-Nationalpark

vom 27. April bis 01. Mai 2025

27. April: Hinfahrt nach Waren (Müritz), Stadtrundgang

Der Kurort Waren liegt im Herzen der Mecklenburgischen Seenplatte am Nordufer des größten deutschen Binnensees, der Müritz. Die Anreise nach Waren erfolgte bei schönstem Wetter. Von den 13 Teilnehmern fuhren 7 Personen mit dem Privat-PKW, die andern 6 nahmen den Zug. Nachmittags um 15:30 Uhr starteten wir dann vom Hotel aus einen ersten Erkundungsgang durch die Stadt. Die Teilnehmer, die mit der Bahn gekommen waren, wirkten etwas erschöpft, da sie einen Teil der Anreise im überfüllten Zug leider stehen mussten. Deshalb strebten sie und die meisten anderen sogleich nach Überquerung des zentralen "Neuen Marktes" erst einmal zur Bäckerei, um sich dort draußen bei herrlichem Wetter etwas zu stärken.

Nach dieser Erholungspause startete die Gruppe unter Klaus' Führung zu einem entspannten Rundgang durch die wasserumschlungene Altstadt. Beeindruckend am "Alten Markt" sind besonders das alte Rathaus, die historische Feuerwache, die alte Schule und die erstmals 1273 erwähnte St. Georgenkirche. Leider war sie verschlossen und so ging der Stadtspaziergang weiter zum Wasser der Binnenmüritz und zum Stadthafen mit seinen vielen Anlegestellen für die Ausflugsboote. Um 18.30 folgte ein gemeinsames Abendessen im Restaurant am Yachthafen. In fröhlicher Runde war das ein wunderschöner Ausklang des Anreisetages!

28. April: Am Westufer der Müritz von Waren zum Schloss Klink

Nachdem wir am Vortag die schöne Stadt Waren erkundet hatten, startete unsere Montagswanderung vom Hafen Waren aus, am Westufer der Binnenmüritz entlang bis zum Schloß Klink. Gutgelaunt passierten wir zunächst die Kietzbrücke, das Villenviertel der Stadt und die noch geschlossene Badestelle. Ein paar Enten waren die einzigen Badegäste.

Am Seeufer begrüßte uns das Maigrün mit all seiner Üppigkeit an diesem sonnigen Morgen. Wir durchquerten, teilweise auf Holzstegen, das Feuchtgebiet des idyllischen Kameruner Moors und kämpften uns durch teilweise große Schwärme kleiner Kribbelmücken bis zum Reeck-Kanal, der Verbindung zwischen Binnenmüritz und Kölpinsee. Ein Teil des Kanals war am Rand begehbar - für alle, die keine Angst vorm Abrutschen und nassen Füssen hatten. Und das waren Einige aus unserer Gruppe. Die Anderen kehrten um und nahmen die trockene, gefahrlose Wegstrecke. 

Wieder vereint ging es, immer in Sichtweise der Müritz, vorbei am Wohnmobilcampingplatz und dem Fischerhof Eldenburg nach Klink, wo wir, nun schon voller Vorfreude auf ein leckeres Stück Torte in Kells Müritzer Bauernmarkt einkehrten. Neben Kaffee und Kuchen gab es dort einen Hofladen und Souvenirs jedweder Art.

Nur wenige Meter entfernt befindet sich das Schloss Klink. Es wurde im Stil der Neorenaissance 1898 von der Bankiersfamilie von Schnitzler erbaut und wird heute als Hotel genutzt. Dazu gehören noch ein Wirtschaftshof, ein Torhaus, in dem die Touristinfo untergebracht ist, und der Bootshafen. Alles sehr sehenswert. Um uns die Zeit bis zur Abfahrt des Busses, der Müritz-Rundum-Linie Nr. 12, zurück nach Waren zu vertreiben, bummelten wir noch ein wenig durch den Schlosspark.

Wir ließen den Tag nach unserer 15km-Wanderung und einer kleinen Ruhepause in dem italienischen Restaurant „I due fratelli“ (Die zwei Brüder) ausklingen. Ein schöner Tag.

 

29. April: Durch den Müritz-Nationalpark von Speck nach Boek

Mit einer Busfahrt startete unser 2. Wandertag. Bei schönem Wetter, leichtem Wind vom See, warteten wir guter Stimmung an der Steinmole in Waren. Innerhalb einer 3/4 Stunde brachte uns der Bus in den kleinen Ort Speck im Zentrum des Nationalparks. Der Ort selbst wurde erstmals 1274 urkundlich erwähnt. Informationstafeln erklärten uns die Ortsgeschichte, die ehemalige Gutsanlage Speck und die Kirchengeschichte des Ortes. Die Kirche konnte besichtigt werden und war durch ihre in blauen Tönen gehaltene Kassettendecke besonders interessant. Wir wanderten ein wenig durch das Gebiet der Gutsanlage, die zu DDR Zeiten als NVA Erholungsheim genutzt wurde.
Als weitere Besonderheit konnten wir eine 800 Jahre alte Sommerlinde mit einem Durchmesser von 8,3 Meter bestaunen. Offensichtlich in die Jahre gekommen, stand sie schon etwas brüchig da und reizte uns, über soviel vergangene Zeit nachzudenken. 

Es ging weiter, der Käflingsbergturm in 2 km Entfernung wartete mit seinen 167 Stufen und 55 m Höhe auf uns. Vorbei an Streuobstwiesen gelangten wir zum Priesterbäker See. Dort verweilten wir kurz auf Bänken, die die Ruhe des Sees genießen ließen. Das Gelb des Schilfes, das Blau von See und Himmel und das Grün der Bäume war an sich schon ein Naturschauspiel. Danach führte uns ein Abstecherweg von 750 Meter leicht bergauf, hoch zum Käflingsbergturm, einem aus Metall gebauten Aussichtsturm. Einige bestiegen den Turm und konnten das ganze grüne Ausmaß des Müritz Nationalparks in Augenschein nehmen. Bäume verschiedener grün Schattierungen soweit das Auge reichte. Aber von oben wurde auch deutlich, wie wenig Wasser die Seen führten. Insgesamt war es zu trocken. 

Nach einer kleinen Pause mit Stärkung ging es weiter zur nächsten Etappe der Tour. Wir starteten den Weg durch den Boeker Forst, Richtung Boek, in 8,5 km Entfernung. Die Wege waren gut ausgeschildert. Große Gebiete mit Preiselbeeren und offensichtlich von Wildschweinen durchpflügtes Gelände waren rechts und links zu sehen. Schmetterlinge wie Zitronenfalter, Waldschachbrett und ein Nachtfalter umflatterten uns und gaben uns das schöne Gefühl, in der Natur zu sein. Der Weg zum “Faulen Ort” gab nochmal den Blick frei auf den Priesterbäker See und ein Binnendünenfeld.

Gegen 15 Uhr 30 erreichten wir den Ort Boek. Das Café “Auszeit” erwartete uns mit köstlicher Holunderlimonade, die zauberhaft angerichtet und mit Blumen getoppt serviert wurde. Auch der Kuchen und die Eisbecher waren sehr gut und eine echte Belohnung für alle Anstrengungen des Tages. Anschließend hatten wir ausreichend Zeit, um die Gegend um das Hotel “Müritz Park” zu erkunden, bevor uns der Bus um 16 Uhr 29 zurück nach Waren brachte. Vom Angebot, die Wanderung noch bis zur Boeker Mühle und den Fischteichen um den Woterfitzsee zu erweitern, hat niemand Gebrauch gemacht. 

Insgesamt ein schöner Wandertag. 

 

30. April: Stadtrundgang in Neustrelitz

Am letzten Tag unserer Wanderfahrt fuhren wir mit der Bahn von Waren nach Neustrelitz am Zierker See. Bei diesem Ort handelt es sich um die frühere Residenzstadt der Herzöge von Mecklenburg-Strelitz. Wir waren eine überschaubare Gruppe von 9 Leuten. Das Wetter war wieder sonnig und warm, die Stimmung gut.

Vom Bahnhof aus liefen wir zum Touristenbüro und nahmen dort unseren urigen Stadtführer, einen gebürtigen Neustrelitzer, in Empfang. Er kam in seinem Kutscher-Outfit, in einem Mantel mit Pelerine und in einem Zylinder. In den letzten 20 Jahren seines Berufslebens fuhr er Touristen in seiner Pferdekutsche durch Neustrelitz. Jetzt, im Ruhestand, hat er eine Ausbildung zum Stadtführer gemacht und dabei eine Menge über die feudalistische Vergangenheit seiner Geburtsstadt erfahren. Solche Inhalte waren zu DDR-Schulzeiten nicht thematisiert worden. 

Zuerst begaben wir uns zum Marktplatz, der 1733 vom Baumeister Christoph Julius Löwe aus Braunschweig im spätbarocken Stil nach italienischem Vorbild angelegt worden war. Von dem beeindruckenden, ca. 1 ha großen, quadratischen Platz führen sternförmig 8 Straßen in alle Himmelsrichtungen. Das war und ist eine Besonderheit in Deutschland. Der großzügige Marktplatz wird von alten, stattlichen Gebäuden umrahmt. Der Stadtführer wies uns auf zwei besondere Bauwerke hin: Die imposante Stadtkirche wurde 1778 vom Leibmedikus Verpoorten erbaut und erhielt später noch einen 45 m hohen Turm im toskanischen Stil hinzu. Als Pendant gegenüber liegt das zweigeschossige, klassizistische Rathaus mit seinen Arkaden. Es wurde vom Mecklenburg-Strelitzer Landesbaumeister Friedrich Wilhelm Buttel (1796-1869), einem Schüler von Karl-Friedrich Schinkel entworfen. Buttel ist auch derjenige, welcher die meisten Prachtbauten in Neustrelitz geschaffen hat.

Wir gingen dann vorbei an der eleganten, neogotischen Schlosskirche zum Schlossplatz. Das Schloss selbst fiel Ende des 2. Weltkrieges einer Brandstiftung zum Opfer. Aus Geldmangel wurde es nicht wieder rekonstruiert sondern abgerissen – sehr zum Kummer unseres Stadtführers und vieler Neustrelitzer. Einige zum Schloss gehörige Bauten blieben erhalten: z.B. das klassizistische Kavaliershaus, das Theater, der barocke Schlossgarten, der Marstall und die Orangerie. In diesem 1755 erbauten Winterquartier für tropische Pflanzen blühte 1822 zum ersten Mal in Deutschland eine Strelitzie. Diese afrikanische Pflanze wurde 1773 von einem Briten entdeckt und erhielt ihren Namen nach der Heimat der britischen Königin Sophie Charlotte (1744-1818), die eine geborene Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz war. Man hat die Strelizie zur Stadtblume von Neustrelitz gemacht und ihr sogar eine große Edelstahl-Skulptur gewidmet. 

Vom Schlossgarten begaben wir uns zum Stadthafen mit seinen schmucken Backsteinspeichern. Dort mussten wir uns vorzeitig von unserem Stadtführer verabschieden, um den Bus in den Müritz-Nationalpark zu erreichen. Nach einem flotten Trab kamen wir am ZOB in der Nähe des Bahnhofs an. Mit Müh und Not gelang es uns, den Busfahrer so lange aufzuhalten, bis noch zwei Nachzüglerinnen von uns eintrafen.

 

Wanderung im UNESCO-Weltnaturerbe Serrahner Buchenwald

Nach der Stadtführung durch Neustrelitz fuhren wir mit dem Bus in den Osten des Müritz-Nationalparks nach Zinow. Das größere Teilgebiet des mit 322 qkm größten deutschen Nationalparks auf dem Festland, östlich an die Müritz grenzend, ist durch weite Kiefernwälder und große Moore gekennzeichnet. Im kleineren Teilgebiet östlich von Neustrelitz rund um den kleinen Ort Serrahn haben bemerkenswert alte Buchenwälder die Zeiten überdauert, die 2011 von der UNESCO als eines von 5 Gebieten innerhalb Deutschlands in das Weltnaturerbe “Alte Buchenwälder” aufgenommen wurden.

Wir starteten auf dem Wald-Erlebnis-Pfad Zinow-Serrahn in einem Mischwald aus hohen alten Kiefern und jungen, maigrünen Laubbäumen mit einem riesigen, nicht enden wollenden Teppich aus Blaubeersträuchern und schmalen verschlungenen Wegen. Unser Pfad führte mit seinem hügeligen Verlauf vorbei an abgestorbenen Baumriesen, neben kleinen Schösslingen und versteckten, geheimnisvollen Kesselmooren. Über Bohlenwege gelangten wir trockenen Fußes über Feuchtgebiete und an glitzernden Seen vorbei. Die Wandergruppe, die sich ansonsten viel mitzuteilen hatte, schwieg. Die Natur beeindruckte jeden. Außer uns war kein Mensch weit und breit zu sehen. Wir kamen an aufgewühlten Erdschollen vorbei und waren uns schnell einig: Wildschweine. Die Frage kam auf: Wohin, wenn uns jetzt eine Bache mit Frischlingen begegnete? Ein sehr stabiler, großer Hochsitz schien in der Ferne die Rettung zu bieten. Beim Näherkommen stellte sich dann aber heraus, dass er noch in Bau war und keine Leiter hatte. Dafür sahen wir auf der dahinterliegenden, fast magischen Lichtung sehr viel blühendes Wollgras.

Kurz darauf, mitten im Wald, zwei offiziell angebrachte Hängematten, die gleich ausprobiert werden mussten. Unser Wanderführer Klaus Peemöller schien die Entspannung zu genießen. Es stellte sich nur die Frage, waren wir so anstrengend, dass er sich erholen musste, war es so entspannend bei uns Wanderführer zu sein oder war er grundsätzlich tiefenentspannt? Er lachte und blieb uns die Antwort schuldig.

Um den Bus zurück nach Neustrelitz und dann den Zug nach Waren rechtzeitig zu erreichen, gingen wir zügig voran, machten dann aber auf einem Rastplatz mit zwei Bänken eine kleine Pause und genossen den schönen Blick über eine Lichtung auf das Dorf Serrahn und die Ruhe, die nur vom Vogelgezwitscher unterbrochen wurde.

Durch einen reinen Buchenwald wandernd, näherten wir uns der angestrebten Bushaltestelle Carpin. Pünktlich erreichten wir den Bus und dann den sehr vollen Zug, der uns nach Waren zurückbrachte.

Wir waren uns alle einig: Diese Wanderung war sehr schön. Wir hätten nur gerne mehr Zeit dafür gehabt.

 

1.Mai: Rückfahrt

Nach dem Frühstück nahmen wir Abschied. Anschließend ging es auf die Heimfahrt, die Zugreisenden eilten zum Bahnhof, die Autofahrer starteten zu einer individuellen Rückreise mit dem Privat-PKW.

Eine erlebnisreiche Wanderfahrt in den Müritz-Nationalpark fand ihren Abschluss.

 

Text: D. und T. Jeß, S. Rohde, I. Seewald, I. Brand, H. Singer-Betinski, U. Perkiewicz

Fotos: S. Rohde, K. Peemöller