Rund um den Dachstein

Unsere diesjährige Alpentour führte uns nach Österreich ins Salzburger Land. Bei unseren Tourenplanungstreffen war es in diesem Jahr schwierig einen gemeinsamen Zeitrahmen für die Mehrzahl der Gruppenmitglieder zu finden. Zeitweise drohte unsere Alpenfahrt, aus terminlichen und gesundheitlichen Gründen gar ganz ins Wasser zu fallen. Am 02.07.2017 ging es dann doch ab in den Süden. Nach einer10-stündigen Anfahrt erreichten wir vier nach einer abschließenden Dorfrundfahrt schließlich doch unser Quartier das Hotel zum Weißen Rößl in Zentrum von Abtenau. Zur Akklimatisierung wurde noch ein kleiner Rundgang über die örtlichen Anhöhen unternommen und nach einem reichlichen Abendessen war der Tag rund.

1. Tag: Parkplatz Vorderer Gosausee (893m) - Adamek-Hütte (2.196m)

Nach einer 30 minütigen Anfahrt in strömenden Regen erreichten wir unseren Startpunkt, einen von mehreren Parkplätzen unterhalb des der Talstation der der Gosaukammbahn, auf dem wir unser Fahrzeug für die Zeit unserer Unternehmung unentgeltlich deponieren konnten. In einem „gemütlichen“ Bushaltehäuschen konnten wir uns trocken für unsere weiteren Unternehmungen rüsten und brachen dann bei inzwischen blauerem Himmel auf dem breiten Forstweg auf. Zunächst ging es ohne nennenswerte Steigungen entlang des Seeufers, aufgelockert durch einen Übungsklettersteig an Wegesrand und wunderbare Ausblicke auf das Panorama des westlichen Dachsteinmassivs gemütlich voran. Am Hinteren Gosausee, an dem die Holzleitner Alm (Hintere Seealm)zur Einkehr einlädt, begann unser eigentlicher Anstieg zur Hütte. Im Rückblick konnten wir bei leichter Bewölkung unseren schon zurückgelegten Weg entlang der beiden Seen und der Gosaulacke genießen. Unser ca. 1000 Hm umfassender Anstieg führte uns anfangs über mit Latschen bewachsene Hänge und oberhalb der Baumgrenze über mit feinem Geröll gut präparierte Steige und wenige leicht passierbare Versicherungen zur Hütte. Die Adamek-Hütte liegt sehr schön direkt am Fuß der Schreiberwand und am Großen Gosaugletscher. 5 Minuten von der Hütte gibt es einige Kletterrouten bis in den VI. Grad und sie kann Ausgangspunkt für Gletschertouren genutzt werden.

2. Tag: Adamek-Hütte - Simony-Hütte (2.205m)

Unser heutiger Weg führte uns in weitem Bogen über die Hoßwand-Scharte zu der fast auf gleicher Höhe liegenden Simony-Hütte, trotzdem standen uns etliche zu überwindende Höhenmeter bevor. Das Wetter war wieder, trotz anderslautender Vorhersagen, ideales Wanderwetter: trocken, Sonne und Wolken im munteren Wechsel. Zu dieser frühen Zeit im Jahr, Anfang Juli, gab es hier noch zahlreiche Schneefelder, diese galt es zu überqueren, teilweise führte der Weg sogar mit im Felshang verankerten Seilversicherungen unmittelbar an der Kante von schneegefüllten Rinnen entlang. Auch leichte Kletterpassagen im 1. - 2. Grad waren zu überwinden. Entlang des Weges gibt es einige kleinere Gipfelmöglichkeiten, Alina und Mario machten einen kleinen Abstecher zum Hohen Trog (2359m). Erika und Manfred genossen indessen die Weit- und Ausblicke auf Gipfel und Gletscher und erholten sich von dem vielen Auf und Ab des heutigen Tages. Die Simomy-Hütte hat sich als Basis-Hütte für Ausbildungskurse im Gletscher und Felsklettern gut etabliert, dort nächtigende Wanderer, zumal nicht vorangemeldet, sind eher ein lästiges Zubrot: das warmes Duschwasser war nur für die Schulungsteilnehmer vorgesehen und der für das Bergsteiger-Essen zuständige Koch war allem Anschein nach „verliebt“ oder lustlos.

3. Tag: Simony-Hütte - Gjaidalm (ehem. Schilcherhaus) (1738m)

Nach kaltem Kaffee und Schlacht am Frühstücksbüffet sind wir froh, dass es heute zunächst steil und in Serpentinen abwärts geht. In der Zirmgrube befinden wir uns schon inmitten eines ausgedehnten Karstgebiets. Hier geht es weiter in vornehmlich östlicher Richtung im leichtem Auf und Ab durch Latschen mit vereinzelten Wiesen und kleinen Kletterpassagen über das Sonntagskar. Highlight des Tages auf einer kleinen Anhöhe, ist das Angebot einer tschechisch / amerikanischen Gruppe, uns an selbst gebackenem Kirschkuchen zu laben. Man bot uns auch selbstgepflückte Stachelbeeren an. Schon im Anstieg hörten wir das fröhliche Gebrabbel vieler Sprachen und von Entgegenkommenden “dort oben ist ein schöner Platz mit Aussicht und es gibt auch Kuchen“. So haben wir uns dazugesetzt und die wunderbare Aussicht auf Hallstätter Gletscher und Taubenkogel genossen.

Jetzt ist es nicht mehr weit zu der am Krippenegg gelegenen Gjaidalm. Diese schöne Hütte ist keine Alpenvereinshütte und bietet neben Unterkunft und sehr guter Verpflegung noch viele andere Aktivitäten an. Alina war besonders vom Streichelzoo und dem Schweinestall hinter der Hütte begeistert. Die Nacht haben wir im Vierbettzimmer mit eigenem Balkon verbracht.

4. Tag: Gjaidalm zum Guttenberg-Haus (2.146m)

Unser Aufbruch zur heutigen Etappe verzögerte sich erheblich. Wir konnten einfach nicht vom feudalen und reichlichen Frühstücksbüffet, mit frischem Obst, selbstgemachtem Birchler-Müsli und diversen Frischkäsevariationen frühzeitig entfliehen. Ein kurzes Stück auf breitem Fahrweg steil zur Seilbahnstation Krippenegg hinauf und dann geht es auch schon auf gemütlichem Wanderweg wieder hinein in die karstige Latschen-Landschaft Der ständig doch moderat ansteigende Pfad führt generell in südliche Richtung, sodass wir am Morgen im erfrischenden Schatten der Latschen in ausgekarsteten Rinnen unterwegs waren. Rechts von uns begleitete uns der Panoramablick vom Taubenkogel über alle Gjaidsteine (Vorderer, Niederer , Hoher und Kleiner) hinüber zum Hohen Dachstein. Dazwischen immer wieder gleißende Schnipsel des Hallstätter und Schladminger Gletschers. Kurz vor Erreichen der Feisterscharte, von der man schon auf das Guttenberghaus hinabblicken kann , gibt es noch einen kurzen knackigen seilversicherten Anstieg mit schönen Ausblick auf den tief unter uns liegenden Silberkarsee. Auch das Guttenberghaus ist Ausgangsbasis für einige Klettersteige in der Umgebung.

5. Tag: Guttenberghaus - Austriahütte (1.638m)

Der heutige Tag führt uns auf dem Ramsauer Höhenweg zunächst südlich des Eselsteins auf schmalem Pfad im Hang hinauf zur Gruberscharte, wieder hinab ins Landfriedtal und über ausgedehnte Schneefelder und eine weitere Scharte hinauf zur Edelgrieshöhe. Dort erwartet uns ein steiler, seilversicherter Abstieg im brüchigen Fels. Hier mussten wir jeden Schritt sorgfältig wählen, damit nicht noch mehr loser Schutt den Weg verunreinigt. Im unteren Teil war der Weg durchs Schotter und Geröll bereits so zertreten, dass auf die Seilversicherung auch für Geübte kaum zu verzichten ist. Abschließend kam noch ein langer feiner Geröllhang, den die meisten von uns mit wedelnden kleinen Sprüngen hinabglitten (auch hier mussten wir jeden Schritt sorgfältig planen, da die starken und wechselhaften Windböen, die uns auch vorher schon begleiteten, mit einzubeziehen waren). Eine weniger steile Alternativroute über ein Schneefeld ist auch möglich. Nach einer kurzen Rast auf einer schönen Blumenalm ging es weiter, jetzt auf breiteren Wegen durch Latschen und kleine Blumenwiesen hinab zur Austriahütte, wo auf eine sonnige Terrasse, mit einem wunderbaren Ausblick auf die Dachsteinsüdwand die Erfrischungen auf uns warteten. So gestärkt haben wir uns am späten Nachmittag im Untergeschoß des Hauses in das sehenswerte Alpinmuseum begeben. Dort lässt sich die Geschichte des Dachsteins eindrucksvoll erleben.

6. Tag: Austriahütte - Hofpürglhütte (1.795m)

Der heutige wolkenverhangene Tag führt überwiegend über breite Forst- und Fahrwege. Frisch gestärkt nach üppigem Frühstück wandern wir munter hinab ins Marbachtal. Viele Almen am Wegesrand laden zum Verweilen ein. Besonders erwähnenswert ist die urig / rustikal eingerichtete Walcheralm, die wir jedoch – so kurz nach unserem Aufbruch.- nur kurz besichtigten. Die Aussicht auf die Gipfel der Dachsteingruppe war durch die heute tiefhängenden Wolken arg eingeschränkt, doch auch unten am Wegesrand gab es Etliches zu entdecken: Bunte Blumen, malerisch gelegene Almen, exotisch aussehende Schmetterlinge, frische Walderdbeeren. Ein besonderes Erlebnis war die Geburt eines Kalbes. welches Diese wurde uns durch das tiefe Brüllen der Mutterkuh schon von weitem angekündigt. Im Näherkommen sahen wir das Neugeborene, umringt von den weiteren Herdenmitgliedern in unmittelbarer Nähe zum Wanderweg. Und so haben wir die wackeligen Stehversuche einige Zeit beobachtet. Von dort ging es dann kurze Zeit später bei leichtem Nieselregen zwischen Raucheck und dem schön leuchtenden Rötelstein hinauf zum Sulzenhals und wieder hinab in das Schöntal. Hier waren die Steige durch den Regen recht schmierig geworden und so waren wir froh uns am frühen Nachmittag noch einmal auf der Unterhofalm (oder war es doch die Oberhofalm?) vor unserem Aufstieg zur Hofpürglhütte mit Kaiserschmarrn und Kaffee zu stärken. Beide Almen liegen sehr schön unterhalb eines kleinen Almsees mit kleiner Kapelle. So war auch nicht weiter verwunderlich, dass, die Sonne war inzwischen wieder hervorgekommen, plötzlich alpenländische Blasmusik erscholl und sich eine zünftig gekleidete Hochzeitsgesellschaft auf den Weg hinauf zur Kapelle machte. Wir waren dann schon auf dem in der Nachmittagssonne beschatteten Wastl-Lackner-Steig, mit schönen Rückblicken auf die Dachsteingruppe, unterwegs zur letzten Hütte unserer Tour. Dort kamen wir dann auch rechtzeitig vor dem sich andeutendem Gewitter an. So konnten wir auch den Übungseinsatz einer Hundestaffel der österreichischen Bergrettung mit einer simulierten Hubschrauberbergung nicht bis zum Schluss von der Terrasse aus beobachten. Mit einem letzten Blick auf einen wunderschönen Doppelregenbogen zogen wir uns mit unseren am im „Kantinenstil“ eingerichteten Tresen erworbenen Getränken in die schlichte und in unserem Fall dunkle Gaststube zurück. Auch hier haben wir vier ohne Vorreservierung jeder ein Lager bekommen.

7. Tag: Hofpürglhütte - Parkplatz Gosausee

Unser letzter Tag begann wieder mit Übungen der Hundestaffel entlang unseres Weges westlich der Großen Bischofsmütze. Unser Plan, die Bischofsmütze östlich über den Steiglpass zu passieren, war leider nicht durchführbar. Der Steiglweg war aufgrund von Steinschlaggefahr vorrübergehend vorsorglich gesperrt worden. So verließen wir die Hütte in westlicher Richtung auf dem Austriaweg bzw. Bibelsteig. Dieser Weg führte uns weitgehend auf einer Höhenlinie zunächst südlich und dann westlich um die Große Bischofsmütze herum. Bei guter Sicht kann man hier das eindrucksvolle Panorama der Niederen und Hohen Tauern bis hin zum Großvenediger genießen. Wir indessen machten uns an den schönen, teilweise seilversicherten und weiter unten in Serpentinen angelegten Abstieg von der Durchgangsscharte. Der anschließende durch dicht bewachsenes und mooriges Gelände führende Anstieg in Richtung Stuhlalm war im Bergwandergruppen-Sprachgebrauch sehr „romantisch“(für den externen Leser: schlammig) und sollte es für den Rest der Etappe auch immer wieder werden. So waren wir kurz vor Erreichen der Stuhlalm froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Auf der recht weitläufigen und wegreichen Alm orientierten wir uns daher eher hangaufwärts, auch um den weiter unten befindlichen Fahrweg zu meiden. Schnell waren wir wieder auf einem markierten Weg im Hang unterwegs. Nach einer halben Stunde wand sich dieser jedoch nach Osten, wir waren auf dem Weg zum Klettersteig am Angerstein gelandet. Nun hieß es umkehren und wieder zurück zur Stuhlalm. Tatsächlich nur ein wenig weiter hangabwärts führte der Austriaweg uns nun weiter nordwärts. Westlich passierten wir noch den Kleinen und Großen Donnerkogel, mit einem weiteren Klettersteig, um dann schließlich die Gablonzer Hütte zu erreichen. Dort mussten wir uns bei Kaffee und Kuchen, einige von uns brauchten etwas Deftigeres, von den vielfältigen Wegen der letzten Wanderetappe erholen. Am späteren Nachmittag machten wir uns dann auf den Weg zum letzten Abstieg mit der Gosaukammbahn. Von dort warfen wir noch einen letzten Blick auf den von uns umwanderten Dachstein mit seinen in der Nachmittagssonne glitzernden Gletschern und auf den Vorderen Gosausee, den Ausgangspunkt unserer einwöchigen Rundwanderung.

 

Verfasst von:

Alina R., Manfred H., Erika C. und Mario P.