Wanderwoche in Obergurgl
Alles beginnt damit, dass Dagmar und Martin auf der Weihnachtsfeier eine Tour nach Obergurgl im Ötztal vorschlagen. Allerdings nicht wie sonst üblich als Hüttentour, sondern mit Ferienwohnungen und Tagestouren. Die Resonanz ist groß, und beim Info-Nachmittag, den die beiden anbieten, ist ihr Wohnzimmer gerammelt voll. Mit Bildern und Tourenvorschlägen machen sie uns dieses Fleckchen Erde richtig schmackhaft.
Und so fallen wir dann Ende Juni mit 14 Wanderbegeisterten ins Haus Elisabeth und umliegende Pensionen in Obergurgl ein.
Einige von uns reisen schon ein paar Tage vorher an, um sich an die Höhe zu gewöhnen: unsere Unterkunft liegt auf knapp 2000 m Höhe. Am Samstag Abend ist großes Treffen und Tourenbesprechung. Die für Sonntag von der Tourist-Info kostenlos angebotene Wanderung „auf historischen Pfaden“ findet großen Anklang, alle nehmen Teil außer Christa, die sich leider gleich bei ihrer Ankunft einen Bänderriss zuzog.
Auf historischen Pfaden
Die eigentlich vierstündige Wanderung zum Kennenlernen der Natur und der Umgebung führt von Obergurgl auf einem wunderschönen Pfad über blumenübersäte Wiesen, auf denen zutrauliche Pferde und Grauvieh weiden, zum Beilstein und durch den Zirbenwald zur Schönwieshütte. Und natürlich nach Strudel, Kaiserschmarrn und anderen Stärkungen wieder zurück ins Tal. Da sind es aber schon über 6 Stunden …
Vielfältige Wandermöglichkeiten
Täglich werden von Seiten der Tourist-Info zwei Wanderungen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden angeboten. Dazu kommen dann noch sehr interessante Angebote für geführte Wanderungen von unserem Vermieter Peter Steiner, seines Zeichens Wanderführer, Bergretter, Skilehrer und und und…
So führt er uns dann auch gleich am Montag auf eine Tour durchs Gaisbergtal über den Mutsattel zum Rotmoosferner, wo er uns eigentlich eine Gletscherhöhle zeigen will, die sich dort gebildet hat. Die ist aber leider nicht mehr begehbar. Trotzdem ist es ein faszinierender Anblick. Während der Wanderung bekommen wir immer wieder Tipps von ihm, wie wir am besten knöchel- und kräfteschonend durch die Bergwelt wandern. Dazu kommen viele interessante Informationen zur Natur, zur Entstehungsgeschichte und zum aktuellen Zustand der Berge und Gletscher. Weiter geht es durch das Rotmoostal zur Schönwieshütte und später im Galopp durch den Zirbenwald runter nach Obergurgl, damit noch Besorgungen fürs Abendessen gemacht werden können.
Jeder wie er mag
In den folgenden Tagen teilt sich die Gruppe zu verschiedenen Touren auf.
Dienstag machen einige von uns ab Timmelsjoch eine Gratwanderung zum Brunnenkogel (2738 m). Ein anderer Teil entscheidet sich für eine leichtere Wanderung zum Wurmkogl-Lift, Fahrt zum Top-Mountain-Star (Panoramabar auf 3082 m) und zurück, danach weiter von Hochgurgl durchs Königstal und die Gurgler Heide zurück nach Obergurgl. Beide Gruppen sind begeistert.
Am Mittwoch stehen eine Knappenwanderung zu einem Silberbergwerk oder eine Schmugglerwanderung übers Königsjoch zur Auswahl. Und eigene Exkursionen oder einfach Ausspannen… So versucht Harry, den Zirmkogel im Alleingang über den Ostgrat zu besteigen, gibt das Unterfangen aber dann doch auf, weil die Strecke nur noch aus Bruch und Geröll besteht. Offenbar aus diesem Grunde ist die Tour auch in neueren Alpenvereinsführern nicht mehr beschrieben.
Der Wanderpfad, den es noch gar nicht gibt
Für Donnerstag hat Peter Steiner dann wieder eine grandiose Tour im Angebot: eine Strecke, auf der sich bisher nur der Schäfer und die Schafe getummelt haben und die erst noch markiert und als Tour ausgebaut werden soll. Bei herrlichem Wetter geht es los, am westlichen Hang entlang durch blühende Wiesen über schmale, teilweise ausgesetzte Pfade, Gebirgsbäche, durch Moorwiesen, Geröllfelder und über eine schaukelnde Brücke. Dann geht es, weil jetzt doch schlechtes Wetter über den Berg heranzieht, auf direktem Wege über den blanken Fels hoch zur Langtalereck-Hütte. Wie auch bei den vorherigen von ihm geführten Wanderungen erhalten wir auch hier wieder genaue Instruktionen, wie wir uns an den schwierigen Stellen verhalten sollen und worauf wir achten müssen, um Unfälle und Verletzungen zu vermeiden. Und natürlich wieder viele Infos rund um die Berge und Gletscher. Nach einer Stärkung geht es dann über den Fahrweg an der Schönwieshütte vorbei zurück in den Ort. Wieder sind alle begeistert, aber auch recht geschafft.
Sonnenaufgang am Hangerer
Der Freitag wird allgemein etwas ruhiger angegangen, es werden leichtere Touren oder auch Entspannungstage eingelegt. Denn für Samstag Morgen ist eine Sonnenaufgangs-Wanderung geplant. Und so startet dann eine Gruppe morgens um 2:00 Uhr in Richtung Hangerer, um dort in 3020 m Höhe den Sonnenaufgang zu bewundern. Das Wetter spielt wunderbar mit und die Tour ist ein voller Erfolg.
Samstag Mittag verabschiedet sich dann schon Erika, um gleich im Anschluss noch eine Hüttentour in den Pitztaler Alpen zu machen. Gisela und Sonja dagegen fahren heute nach Sölden runter um dort den Dr.-Bachmann-Weg zu wandern.
Am Sonntag ist dann noch eine Wanderung zur Seenplatte angesagt, die auch sehr schön ist, aber zum Schluss leider in einem Regenguss endet.
Und dann heißt es packen, denn am Montagmorgen um 9:00 Uhr ist großes Abschied nehmen.
Rückblick
Unbedingt erwähnen möchte ich noch unsere Vermieterin Elisabeth Santer, die zusammen mit Peter Steiner das Haus Elisabeth führt. Sie hat uns so liebevoll umsorgt, uns jeden Wunsch förmlich von den Augen abgelesen und sich um wirklich alles gekümmert, vom Brötchenservice über den Wetterbericht, Tipps und Tourenvorschläge bis zu ständig frisch gereinigten Ferienwohnungen (!).
Was bleibt sind viele schöne Erinnerungen, etliche grandiose Fotos und die Gewissheit: dieser Ort und vor allem das Haus Elisabeth verdienen das Prädikat „ unbedingt empfehlenswert“.
Text: Sonja Herzog
Fotos: Sonja Herzog und Dagmar Gelszeit