„8 kleine Wanderer“ – die Bergwandergruppe unterwegs auf dem Lasörlinghöhenweg

Lasörlinghöhenweg? Ja, auf dieses vorgeschlagene Ziel in den Hohen Tauern , “gegenüber“ von Großglockner und Großvenediger gelegen, einigten wir uns schnell auf einem ersten Treffen im Februar. Bis zu einem weiteren Treffen im Mai hatten zwei erfahrene Bergtourler unsere Hüttentour mit in Zeit– und Höhenunterschieden variierenden Wanderungen und vorgebuchten 8 Schlafplätzen ausgearbeitet:
von Matrei in Osttirol aufsteigend zur ersten Hütte, der Zunigalm (1846m), zur Zupalsee Hütte (2350m), Lasörlinghütte (2293m), Bergersee Hütte (2182m), Lasnitzen Hütte (1900m), Neue Reichenberger Hütte (2586m) und zum Schluss zur Clara Hütte (2038m), von dort absteigend nach Prägraten, um mit dem Bus wieder nach Matrei zu den dort stehenden Autos zu gelangen.
Wir starteten am 2. September – Halt, da waren es nur noch Sieben: Eine musste passen, da ihr Fuß nach einer Verletzung leider noch nicht bergwanderfest war – inzwischen ist Sie wieder mit dabei!
Die lange Fahrt unterbrachen wir, nach den im letzten Jahr gut gemachten Erfahrungen, mit einer Übernachtung in der Jugendherberge in Plothen, und weiter ging es am Samstag bei ab München heißem Wetter, durch Kitzbühel und den Felbertauern-Tunnel nach Matrei. Hier riefen uns nicht nur die Berge, sondern auch zwei Mitwanderinnen erwarteten uns sehnsüchtig. Die beiden waren schon eine Woche vorher im Berchtesgadener Land unterwegs.
Matrei in Osttirol - Zunigalm (1846m)

Da ein Auto (O.K: es waren die Insassen...) Orientierungsprobleme hatte, waren wir ganz schön spät dran. Deswegen gingen Drei schon los und wählten den steileren und direkteren „Wanderpfad“, wo sie zahlreiche Farne, Moose und Fliegenpilze bestaunen konnten. Wir anderen Vier verabschiedeten uns in Ruhe von den treuen Autos und auf ging`s: 3 Stunden bergan auf dem breiteren und in sanften Serpentinen ansteigenden Wirtschaftsweg, durch Wald mit an Biegungen sich auftuenden Gucklöchern auf verträumte gegenüber liegende Berghänge.
In der letzten Dämmerung gegen 20 Uhr oben angekommen, erwartete uns eine kleine Hütte mit einer bezaubernd freundlichen Hüttenwirtin: die Ruhe selbst und dabei selber nie stillstehend - wir fragten uns spontan, warum wir hier wieder weg wollen? Und das erst Recht nachdem wir die unterschiedlichsten Gerichte zu Abend gegessen hatten: von der Brettljause, über die Frittatensuppe, zum Käseomelett...- alles war köstlich und wurde gekrönt durch selbstgebackenes Brot. Schön kuschelig im Stockbettlager sagten wir uns mit dem bekannten Waltonzitat Gute Nacht. Gefühlt geschlafen haben allerdings nur drei Leute, die Anderen haben gefühlt wach gelegen, hätten sich also auch lustige Geschichten erzählen können. Nach einem ausgiebigen Frühstück und großzügiger Eindeckung mit dem leckeren Brot, machen wir uns auf zur ersten Tagesetappe. Diese urige Zunigalm mit ihren herzlichen Wirtsleuten ist ein schöner Ausgangspunkt für den Lasörlinghöhenweg und wir verabschieden uns schon fast wehmütig von der Wirtin und dem Ausblick auf Tal und Großglockner.
Zunigalm (1846m) - Zupalsee Hütte (2350m)

Um 8 Uhr 30 wandern wir bei schöner Sonne los: der Weg schlängelt sich zunächst durch lichten Lärchenwald am Berghang lang, und wird nach einer ersten kurzen Rast auf einer kleinen Lichtung, wo sich unsere Stimmung und der Kaurhythmus den nicht weit entfernt grasenden Kühen anzupassen scheint, zu einem breiteren Fuhrweg. Der Weg steigt gemächlich an, die Berge werden kahler und geben so den Blick frei auf in kleinen Wasserfällen herabstürzende Bäche. Wir durchwandern ein erstes Murmeltierparadies aus Steinen und Höhlen – bis auf den ersten „Warner“ bleiben sie unsichtbar mit ihrem schnellen Versteckspiel, aber ihr Pfeifen begleitet uns netterweise nicht nur an diesem Tag. Der Zunigbach ist sehr idyllisch und eine Pflanzenkundige machte uns auf einige interessante Gewächse aufmerksam. Ein kleiner, aber steilerer Aufstieg, den wir schnitzeljagdmäßig im Zick-Zack-Kurs: wo ist die nächste Markierung? bewältigen, bringt uns auf den Weg zu unserer nächsten Station, der Zupalseehütte. Von dort oben ist eine Änderung zu schlechterem Wetter deutlich erkennbar und wir wenden uns nach links, wo wir in der Ferne schon die Hütte sehen können. Nach einer ¾ Stunde in einer Karawane am Berg lang wandernd, kommen wir dort an. Inzwischen ziehen Nebelschwaden mit feinem Staubregen gepaart um die Berggipfel und in die Täler und verschlucken die Umgebung: Wir freuen uns die am kleinen Zupalsee gelegene 4****Hütte mit heißer Dusche erreicht zu haben. Nein, zu früh gefreut: Strom und Wasser sind ausgefallen... Mit einem Gruppenseufzer beziehen wir unser 2-Bett – und 5-Bettzimmer, und waschen uns unerschrocken mit gerade noch vorhandenem kaltem Wasser. Den Abend verbringen wir romantisch: bei Kerzenschein werden in Mengen Käsespätzle verspeist (ein Wunder, wie die Wirtin die ganzen Essen auf zwei Gasflammen gezaubert hat)und wir lernen von einer von Uns ein einfaches und dabei lustiges Kartenspiel namens „Schwimmen“ zu spielen. Dieselbige möchte sich schon etwas früher zurückziehen, kommt aber mit einer zwischen rot und weiß wechselnden Gesichtsfarbe zurück und bestellt sich einen Marillenschnaps. Nein, sie hat kein Gespenst gesehen, sondern in der Dunkelheit versucht, sich mit der Fußcreme die Zähne zu putzen: diesen Geschmack wird sie nicht mehr vergessen und wir nicht ihren Gesichtsausdruck!
Zupalsee Hütte (2350m) - Lasörlinghütte (2293m)

Am Montagmorgen geht es bei Nieselregen weiter: die Etappe zur Lasörlinghütte ist nicht lang, mit 4 Stunden haben wir uns wohl Zeit gelassen. Auf schmalem Weg am Berg lang , über zu Beginn im Nebel zu erahnende Almfelder mit Kuhglocken , geht die Strecke bei steinigem Profil gut auf und ab, ist also interessant und dennoch entspannt zu gehen . Nach einem steilen Anstieg sehen wir die ungewöhnlich gebaute Lasörlinghütte, die mit ihren sechs Ecken an eine Jurte erinnert und nach einer weiteren ¾ Stunde bergab und dem letzten kleinen Anstieg haben wir sie schon gegen 13Uhr erreicht. Unsere Regenklamotten haben nun Zeit zum Trocknen, wir genießen wirklich heiße Duschen und verbringen den Nachmittag gemütlich in Gastraum mit Karten schreiben, lesen, entspannen, und gelegentlichem vor die Tür treten, um zu gucken, ob das Wetter noch da ist (ja, es ist). Der Wirt ist uns gegenüber etwas ungehalten (vielleicht, weil wir u.a. eine Kanne heißes Wasser bestellen?), aber die Spinatknödel, die nachher Sechs von uns auf dem Teller haben, entschädigen uns für seine Laune: sie sind köstlich!
Lasörlinghütte (2293m) - Bergersee Hütte (2182m)

Am nächsten Morgen erwartet uns die Sonne, ein fantastisches Bergpanorama mit wunderschönen Ausblicken in alle blauen Himmelsrichtungen und die Aussicht auf eine anspruchsvolle Etappe. Direkt hinter der Hütte beginnt der 500m lange Aufstieg zum Bergertörl. Der Untergrund wandelt sich vom Wiesenpfad zu steinigem Profil. Es geht über Felsbrocken weiter bis wir schließlich über einen sich windenden, immer schmaler werdenden Bergpfad und den letzten 20-30 Höhenmetern am Stahlseil festhaltend den Übergang erreichen. Nachdem wir uns weiter unten immer wieder umdrehen, um die schöne Aussicht zu genießen, wage ich erst dort oben angekommen den Blick zu heben: Meine Füße geben mir jetzt die Information, dass sie wieder eine breitere Unterstützungsfläche zur Verfügung haben...Auf diesem Felsplateau machen wir bei einer fantastischen Aussicht eine Pause: links von uns ragt um weitere 300 m höher die Lasörlingspitze in den Himmel, vor uns geben Wolken in einem lustigen Sonne-Schatten -Spiel immer wieder den Blick auf die Berge der Venedigergruppe frei. Und tief unten liegt schon als klitzekleiner Punkt die Bergerseehütte am blauen See. Der Abstieg ist vorerst genauso spannend wie der Aufstieg: steil und wackelig geht es langsam über ein Geröllfeld runter. Auf halber Höhe machen wir eine besondere Rast und richten uns das “8 kleine Wanderer –Büffet“an: kredenzt wird ein Schmelzkäse namens „8 kleine Wanderer“ auf kreisrundem Pumpernickel an Trockenfrüchten und Nüssen, köstlich. Nun geht es aber flugs weiter: am Wasserfall entlang und begleitet von Murmeltierpfiffen wird die Hütte immer größer. Begrüßt werden wir von einem kernig, lustigen Hüttenwirt, der sogleich unsere (Kopftuch)-„Gretl“ in seine „Rosi“ umbenennt und uns die weiteren Sonnenstunden des Tages in Liegestühlen mit Blick auf die Berge genießen lässt. Später zeigt er uns unser „7-Zwerge-Lager“: es ist sehr nett mit rot-weiß-karierter Bettwäsche und Betthupferl gerichtet, aber so eng, dass wir uns der Reihe nach von hinten nach vorne zum Schlafen einsortieren. Nichtsdestotrotz: wir verbringen eine kuschelige Nacht als Ölsardinen und werden am nächsten Tag von einer wieder wunderbar lachenden Sonne belohnt.
Bergersee Hütte (2182m) - Lasnitzen Hütte (1900m)

Unsere folgende Tagesetappe wird von anderen Bergwanderern in 2,5 Stunden als Tageseinstieg unternommen. Die Truppe richtig einschätzend hatten unsere Vorbereiter sie aber als „Entspannungstag“ für uns geplant und das war herrlich! Der Muhs-Panoramaweg läuft quasi auf einer Ebene um den Berg herum und bietet permanent wunderschöne Ausblicke auf Großvenediger und das Virgental. Auf halber Strecke steigen wir zum Muhsköpfel hoch. Etwas darunter gelegen befindet sich ein wunderbarer Aussichtspunkt mit einer im rund gebauten Sitz-Tisch-Gruppe, die tatsächlich der Großvater unseres nächsten Hüttenwirtes hier hoch transportiert hat: Vielen Dank dafür! Wir genossen stundenlang die Panoramaaussicht bei Panoramawetter auf den Großvenediger und seine Nachbarn. Dank einem Fernglas konnten wir sogar auf Diesem eine Gruppe von Bergwanderern unterhalb des Gipfels auf einem Gletscher beobachten. Gemütlich wandern wir Stunden später ab und kurz bevor wir (7 Stunden später...) die Lasnitzenhütte erreichten, legen wir eine weitere Pause an einer idyllischen Bachlandschaft ein. Der Entspannungstag wurde gekrönt durch Pflaumenkuchen, warme Dusche, einem netten, jungen Hüttewirt, Rindsgulasch, Schliepfkrapfen und dem Genuss zu zweit oder Dritt in 4-Bettzimmern bei gemütlichem Bachrauschen zu nächtigen.
Lasnitzen Hütte (1900m) - Neue Reichenberger Hütte (2586m)

Am nächsten Tag geht es ausgeruht auf den Weg zur Neuen Reichenberger Hütte, auf dem zwei Höhen zu überschreiten sind: die Micheltalscharte (2650m) und die Rote Lenke (2790m). Im gleichmäßigem Schritt bei dünnen Nebelschwaden, die durch das Tal ziehen, geht es an den 750m langen Aufstieg: zunächst geht es über Almwiesen stetig bergan. Feiner Nieselregen setzt ein und wir ziehen unsere Regenhosen an, bevor es nach einer kurzen Rast weiter geht. Wir passieren tolle Steinfelder, wo andere Wanderer mit Steinen Worte, Smileys und Steinmännchen gelegt haben. Es geht steil nach oben. Auf der Micheltalscharte angekommen öffnet sich der Blick auf den unten liegenden Kleinbachboden, der zwischen den beiden Höhen auf 2510m liegt. Nach dem langen, aber gut zu gehenden Abstieg erreichen und durchqueren wir diese bezaubernde Wiesensenke, die mit zufällig liegengebliebenen Felsen und Steinen und einem Bachlauf einen besonderen Charme hat. Allerdings pfeift hier so der Wind rein, dass wir nur eine kurze Müsliriegelrast machen – na ja, eine zieht immer noch ein Butterbrot aus ihrem nie enden wollenden Vorrat... Nach dieser Senke geht es zügig und steil über unterschiedlichste Steinfelder ca. 300m aufwärts bis sich durch den orange-roten Lehmboden der Passübergang Rote Lenke ankündigt. Die Bergwelt präsentiert sich uns hier oben von ihrer fast stürmisch wilden Seite, was sich im Abstieg durch stärker einsetzenden Regen fortsetzt. Aber gerade durch ihre unwirtliche Kargheit fasziniert sie: so schön kann es sein durch Geröllfelder zu wandern, umgeben von Berghängen in den unterschiedlichsten Grautönen. Schließlich erreichen wir die Neue Reichenberger Hütte mit ihren markant rot-weißen Fensterläden (eine ÖAV-Hütte), vor ihr der klare Bödensee gelegen. Nach fünf Stunden bergwandelwandern machen wir es uns bei Hüttensuppe und Kräutertee gemütlich, während der Wind um die Hütte pfeift. Am späteren Nachmittag wagen sich einige bei einer Regenpause noch Mal raus, um den schönen Ausblick auf die Berggruppe zu genießen: wilde Wolken und ab und zu ein Sonnensuchscheinwerfer gleitet über die gegenüberliegenden Berghänge. Immer mehr Wanderer haben die Hütte nun gefüllt und wir verbringen den Abend mit unserem Lieblingskartenspiel und: leckerem Essen...
Neue Reichenberger Hütte (2586m) - Clara Hütte (2038m)

Am Freitagmorgen ist es immer noch regnerisch – stürmisch, so dass wir in aller Ruhe frühstücken. Als wir schließlich aufbrechen ist es tatsächlich etwas aufgeklart, aber trotzdem machen wir uns mit angezogenen Regenhosen auf den Weg zur Clara-Hütte, unserer letzten Station. Auf einem schmalen, sanft geschwungenen Weg gehen wir immer am Berghang lang mit schönen Blicken auf gegenüberliegende, jetzt wieder grüne Berghänge und mit überraschenden Ausblicken in Taleinschnitte. Unauffällig geht es bergab bis wir über eine Brücke die rauschende Isel überqueren. Inzwischen hat uns strahlender Sonnenschein eingeholt und auf direktem Weg erreichen wir um 13 Uhr 30 die Clara-Hütte. Auf der Sonnenterrasse der DAV-Hütte verzehren wir bei Kaffee und Johannisbeerschorle Kaiserschmarrn direkt aus der Pfanne, genießen Wetter, Luft und Traumblick auf Bergspitzen. Die Ruhe wird nur vom Abtrieb einer laut blökend protestierenden Schafherde unterbrochen, der fotographisch begeistert begleitet wird, dann ist alles wieder still. Schließlich entschließen sich noch fünf Wanderer ein Stück Richtung Umbalgletscher hoch zu laufen. Immer am tosenden Gletscherbach entlang geht es sanft aufwärts. Ein weiteres Mal sind wir gefesselt von der schönen Landschaft am Fuß des Gletschers: von tosendem Wasser sind wir umringt, in Wasserfällen stürzt es die Hänge hinab und die untergehende Sonne schließt die Berggipfel mit einer Goldkante ab. Den letzten Tag auf über 2000m Höhe beschließen wir nach leckerem, regionalem Abendessen mit unserem Kartenspiel, wie jeden Abend, um später eine letzte mehr oder weniger ruhige Nacht in unserem Bergsteigerlager zu verbringen.
Clara Hütte (2038m) - Prägraten

Bei Sonnenschein geht es am Sonnabend an den Abstieg. Immer am Hang lang rechts unten vom tobenden Gletscherbach begleitet, der schließlich in den Wasserschaupfad Umbalfälle mündet. Ein wahrlich schöner, der ganzen Woche angemessener Abstieg. Nach ca. 2 ½ Stunden erreichen wir Prägraten, warten im Schatten auf unseren Bus, der uns schließlich in Serpentinen hinab zu unseren Autos nach Matrei bringt. Drei von uns begeben sich gleich auf die lange Strecke nach Kiel, sie kommen kurz vor Mitternacht an. Da waren es nur noch Vier: wir kehren in Matrei noch Mal ein und machen uns so gestärkt an den Heimweg. Einen Zwischenstopp legten wir in München ein und am Sonntagabend erreichten wir ebenfalls nach einer ruhigen Fahrt Kiel, lieferten uns alle wohlbehalten ab – da waren es nur noch ...: keine mehr.
Es war eine tolle Woche in den Bergen und ich möchte mich hiermit bei den „Planern“ für das Ausarbeiten der Tour bedanken! Und ein großes Dankeschön an die Beiden und die ganze Gruppe für zahlreiche, hilfereichende Worte und Hände immer im richtigen Moment!