Wanderfahrt nach Usedom

07. bis 12. Mai 2017

In diesem Jahr hatte sich die Wandergruppe aus mehreren Vorschlägen von Wolfgang Keibel letztlich für eine Wanderfahrt nach Usedom entschieden.

Sonntag, 07.05. Anreise

12 Mitglieder der Wandergruppe machten sich auf den Weg. Für die Hinfahrt standen uns ein Kleinbus von Stattauto und 2 PKWs zur Verfügung. Nach der Ankunft in Zinnowitz im „Gästehaus Knuth“ gegen 14:oo Uhr erfolgte die Zimmerverteilung. Wir hatten Zimmer, Appartements und FeWos zur Verfügung. Bereits an dieser Stelle möchte ich das üppige Frühstücksbuffet erwähnen, das Frau Knuth 5 Morgen bereit hielt. Vor allem die frischen Salate fanden regen Zuspruch. Ab 15:oo Uhr machte die Gruppe einen Rundgang durch den Kurort, der teilweise an der fabelhaft blauen Ostsee entlang führte. Am Ende der Promenade nahe der Seebrücke lauschten wir einem „Kurkonzert“, in dem „Freddy und die Blue Jeans Band“ tanzbare Rhythmen boten.

Der Abend war bestimmt durch die Berichterstattung über die Präsidentenwahl in Frankreich und die Landtagswahl in S-H.

Montag, 08.05. – Peenemünde

An diesem Tag stand Peenemünde auf dem Programm. Er begann mit einem Missgeschick: Der Zug nach Peenemünde fährt hinter dem Bahnhofsgebäude los. Das hatten wir nicht erkannt und schauten nur noch den Rücklichtern hinterher.
Es regnete in Strömen, also vertrieben wir uns die Zeit bis zur Abfahrt des nächsten  Zuges in einem Café. Gegen 12:oo Uhr waren wir dann am Kraftwerk, dem Museum von Peenemünde.

Die Komplexität der damals neuartigen Technik beeindruckte, das Leiden der 10.000enden Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge erschütterte, die Ignoranz der privilegierten Ingenieure und ihrer Familien (Postkartentext „Usedom, Insel der Seligen“) machte fassungslos.
Dazu passt, dass W.v.Braun mit einem Großteil seiner Mitarbeiter „problemlos“ zu den Amerikanern wechselte und bereits im September 1945 in Mexico begann, das Raketenprogramm der USA aufzubauen.
 

Die Frage, ist die Raketentechnik, die damals mit dem Leiden so vieler Menschen erkauft wurde, ein Segen oder ein Fluch, bleibt bestehen.

Anschließend fuhr die Gruppe nach Zemin, um das Atelier des Malers Niemeyer-Holstein in Lüttenort, der schmalsten Stelle Usedoms, zu besuchen. Der aus Kiel stammende Künstler ist dem Expressionismus zuzuordnen. Seine Bilder stellten einen Kontrast zum ersten Teil des Tages dar.
Die Gruppe lief bei gutem Wetter und starker Brandung nach Zemin zurück und auf gleichem Wege nach einem leckeren Essen in einem Fischrestaurant nach Zinnowitz.
Das Wandern kam an diesem Tag witterungsbedingt etwas kurz, die Eindrücke waren umso nachhaltiger.

Dienstag, 09.05. – Halbinsel Gnitz

Heute wollten wir bei wunderbarem Wetter die Halbinsel Gnitz südlich von Zinnowitz kennenlernen. Mit 2 Autos fuhren wir bis Neuendorf, dem Sitz der Familie Leppell.
Zunächst führte der Weg durch Buchenbestand, am Kastenberg konnten wir zum ersten Mal von Steilufer aus über Wolgast weit in die Küstenlandschaft blicken. Nun führte der Weg stets bergauf und bergab am Steilufer entlang. Immer wieder mussten wir stehenbleiben, so imposant war die Aussicht. Einmal flog mit mächtigem Flügelschlag ein Seeadler vorbei. 20 Brutpaare leben auf dem Gnitz, 2/3 des Gesamtbestandes in Deutschland(!).

Die höchste Erhebung der Halbinsel mit 35 m ist der „Weiße Berg“. Nette Menschen haben dort eine Ledergarnitur platziert, so dass man bequem den atemberaubenden Blick über das Achterwasser genießen kann. Und hier begreift man, warum so viele Maler auf Usedom gelebt haben: Es sind die einmaligen Farben des Himmels, der Wolken, des Wassers!
So war Lionel Feininger viele Male auf Usedom und fand hier die Pastellfarben für seine Werke. 1938 verließ der US-Bürger Deutschland wegen der Anfeindungen durch die Nazis.
Auf dem Rückweg am Ufer des Gnitz entdeckten wir neben seltenen Pflanzen von Bibern gefällte Bäume!

In einem in jeder Hinsicht besonderen Gartenlokal vor Lütow rasteten wir und freuten uns über zutrauliche Spatzen und ebensolche Rauchschwalben.
Weiter ging´s nach Lütow. Dort befindet sich am Dorfausgang ein 6000Jahre altes Megalithgrab, viele Steine daraus wurden 1911 für das Fundament des neuen Pfarrhauses in Netzelkow (!) verwendet. Die dort befindliche Marienkirche, 650 Jahre alt, enthält den ältesten Taufstein Usedoms und viele Stücke des Patronatsgeschlechts derer von Leppell.

An deren Gutshaus bestiegen wir wieder die Autos, fuhren nach Zinnowitz zurück und genossen am Abend die gehobene Küche im „Smutje“.
Das war ein schöner Tag!

Mittwoch, 10.05. – Swinemünde – Ahlbeck

Die Verfasserin dieses Reiseberichtes musste, gesundheitlich bedingt, pausieren und hat daher den heutigen Bericht anhand von Teilnehmeraussagen erstellt.
Swinemünde und Ahlbeck standen auf dem Programm.
Mit der Bäderbahn fuhr die Gruppe nach Swinemünde. Sie wanderte entlang der Promenade und durchquerte den Stadtpark bis zur Engelsburg, einer Festung aus dem 18.Jahrhundert, die am Ufer der Swina liegt.

Bei aufkommendem Regen wanderte ein Teil der Gruppe auf verschlungenen Pfaden nach Ahlbeck, wobei sich herausstellte, dass die offen geglaubte Grenze in Wirklichkeit durch einen engmaschigen, festen Zaun gesichert war. Von der jetzigen polnischen Regierung errichtet? Auswirkung des Flüchtlingsstroms?
Die anderen Wanderfreunde erkundeten die Innenstadt von Swinemünde und genossen den Blick vom Turm der ehemaligen Lutherkirche. Sie wurde 1961 abgerissen, ihr Turm ist heute Cafeteria mit einer Aussichtsplattform in 60 m Höhe.
Beide Gruppen trafen sich bei strömendem Regen an der Seebrücke von Ahlbeck wieder. Die Besichtigung der berühmten Bäderarchitektur kam dabei etwas kurz.
Der Tag endete in einer italienischen Gastronomie – diesmal ohne Fisch.

Donnerstag, 11.05. – Bansin

Am letzten Tag zeigte sich das Wetter von seiner besten Seite und wir brachen mit der Bäderbahn nach Bansin auf. Einige Gruppenmitglieder verfolgten einige Ziele, der größere Teil wanderte entlang dem Steilufer an der Ostsee über den „Langen Berg“ (54 m).

Der Blick von hier oben reichte bis nach Rügen und Wollin. Der Wanderführer wählte beim Abstieg zum „Mümmelkensee“ zunächst einen falschen Weg, dank Giselas Smartphone-App fand die Gruppe den richtigen Pfad, auf dem die Gruppe dann nach Sellin gelangte.
Sellin ist ein romantisches Fischerdorf am Schmollensee, das sich zaghaft dem Tourismus geöffnet hat. Weiter ging es durch die „Usedomer Schweiz“ entlang dem kleinen Krebssee nach Salentin zum „7-Seen-Blick“. Von einem Aussichtspunkt auf dem Krückenberg (34 m) kann man tatsächlich 7 Seen erblicken.

Nun ging es zurück nach Bansin. Hier trafen alle Mitglieder der Gruppe wieder zusammen. Wir genossen die Atmosphäre auf der Strandpromenade, die als „Kaiserpromenade“ von Bansin über Heringsdorf durchgehend bis Ahlbeck führt.
Erwähnenswert  ist noch das Hans-Werner-Richter-Haus in Bansin, das mit zahlreichen Exponaten den Gründer der Gruppe 47 und deren Mitglieder (G.Grass, H.Böll, M.Frisch, W.Jens u.a.) repräsentiert.
Den Abschluss fand dieser Tag in der „Bansinstuv“ des Hotels „zur Post“, einer absolut empfehlenswerten Location.

Freitag, 12.05. – Greifswald und Rückfahrt

Nach dem Frühstück verabschiedeten wir uns von der Pensionswirtin und den anderen Hausgästen.
Gisela, die noch einige Tage auf Usedom blieb, winkte uns zuim Abschied.
In Greifswald unterbrachen wir die Rückfahrt für eine kurze Erkundung der Innenstadt. Wir besichtigten den Dom St.Nicolai, im 13.Jahrh. gegründet. Die Kirche war komplett für Restaurierungsarbeiten eingerüstet. Nach Fertigstellung erscheint ein weiterer Besuch reizvoll.

Über den Fischmarkt gelangten wir zum Rathaus und trafen uns in einem der gotischen Giebelhäuser zu einem letzten gemeinsamen Kaffee.
Die Rückfahrt verlief weitestgehend problemlos.
Rechtzeitig konnte der Leiter der Wandergruppe das gemietet Stattauto zurückgeben.

Resumee:
Es war eine schöne Wanderfahrt in beeindruckender Natur.

Text: Gaby Keibel
Fotos: Wolfgang Keibel