Nur das Burgfräulein haben wir nicht gefunden …

Vom 20. bis 28. April 2013 haben 8 Personen aus der Bergwandergruppe der DAV-Sektion Kiel einen Wander-Urlaub im Pfälzer Wald gemacht. Susanne und Kay hatten bereits als Standort das Städtchen Dahn ausgewählt und auch einige Tourenvorschläge aus der Literatur herausgesucht. Das jeweils passende Quartier haben dann die einzelnen Teilnehmer selbst gebucht, und jede/r hat dann die Vorbereitung von mindestens einer der vorgeschlagenen Touren übernommen. So waren Susanne und Kay entlastet, und die Fahrt wurde zu einem wirklichen Team-Erlebnis.

Der Pfälzer Wald erwies sich als ein ausgesprochen reizvolles Wandergebiet. Die vielen bizarren Buntsandsteinfelsen erinnern ein wenig an das Elbsandsteingebirge, und die Lage westlich des Rheins an der Grenze nach Frankreich hat dazu geführt, dass hier im Mittelalter sehr viele Burgen errichtet wurden, so dass man heute fast überall auf interessante Ruinen trifft. Während es in Norddeutschland 2013 noch sehr lange kalt blieb, hatten wir in der Pfalz frühlingshafte, teilweise schon fast sommerliche Temperaturen. Das lockte auch bereits die Eidechsen hervor, die hier in den Felsen und den Gemäuern der Ruinen zahlreich vorkommen und an denen manche Gruppenmitglieder besondere Freude hatten.

Ruine Gräfenstein und Wieslautertal

Mit Rücksicht auf Angelika und Uwe, die erst am Sonntagabend anreisen konnten, wurde das Kennenlernen der näheren Umgebung von Dahn auf Montag verschoben und am Sonntag erst einmal eine Wanderung zur Ruine Gräfenstein und durch das Quellgebiet der Wieslauter. Im Anschluss wurde noch der Teufelstisch in Hinterweidenthal besucht. Vom Parkplatz an einem Freizeitgelände sind es nur wenige hundert Meter bis zu einem großen Felsblock, der waagerecht wie eine Tischplatte auf schmalen Felssäulen liegt. Direkt unterhalb dieser Formation beginnt eine lange Hangrutsche, die zurück ins Spielgelände führt.

Burgen und Felsen rund um Dahn

Am Montag waren wir dann endlich komplett und umrundeten Dahn auf dem örtlich gut ausgeschilderten „Dahner Rundweg“, zu dem es im Verkehrsverein Dahn einen gut brauchbaren Flyer mit Kartenauszug gibt. (Dahner Rundweg ca. 17 km in zwei etwa gleich langen Teilstücken) Reizvoll waren auf dieser Tour bereits die ersten Felsen am Hochstein, danach vor allem die Burgengruppe Altdahn, wo man gut einen längeren Aufenthalt einplanen kann, später der Römerfelsen und schließlich der Jungfernsprung, der direkt über Dahn hoch aufragt und abends auch angestrahlt wird. Unterhalb des Jungfernsprungs bot sich ein Besuch des Cafés bzw. der Eisdiele an; danach wanderte nur noch ein Teil der Gruppe weiter zur Ruine Neudahn, durch das Moosbachtal, zu einigen weiteren Felsformationen und schließlich zurück in den Ort.

Weinberge und Ruine Guttenberg

Am Dienstag führte unsere Tour an den Rand des Pfälzer Waldes: Die Autos wurden in Bad Bergzabern geparkt, und dann ging es an den Hängen des Rheintalgrabens teilweise durch Weinberge hindurch zunächst nach Dörrenbach, dann weiter auf Waldwegen zum Aussichtsturm auf dem Stäffelsberg. Im weiteren Verlauf des Weges trafen wir immer wieder auf Überreste des Westwalls aus dem Zweiten Weltkrieg. Über die Ruine Guttenberg gingen wir dann in großem Bogen wieder zurück zum Rheintal nach Schweigen-Rechtenbach. Hier endete unsere Wanderung am Deutschen Weintor, dem Start- bzw. Endpunkt der Deutschen Weinstraße. Von dort ging es mit dem Linienbus zurück zu den Autos und dann wieder nach Dahn.

Am Altschloßfelsen entlang der Grenze

Am nächsten Tag sollte die Tour mit Rücksicht auf eine größere Wanderung am Donnerstag etwas kürzer werden. Wir fuhren von Dahn in westliche Richtung und wanderten von Eppenbrunn zum Altschlossfelsen. Hier handelt es sich um eine 1,5 km lange und bis zu 35 m hohe Felsformation, in der man wunderschön die Schichtungen des Gesteins und die verschiedenen Stadien des fortschreitenden Erosionsprozesses beobachten kann. Vom Altschlossfelsen ging es dann weiter an der deutsch-französichen Grenze entlang zum Diana-Relief, einem eher unscheinbaren, aber historisch bedeutsamen Kunstwerk aus römischer Zeit. Unser Rundweg führte weiter zur Schweixermühle und von da talaufwärts zurück nach Eppenbrunn.

Sieben Burgen an einem Tag

Am Donnerstag fuhren wir etwas eher los als sonst und haben bereits vor 9 Uhr in Schönau die Autos verlassen. Der „Sieben-Burgen-Steig“ war unser Ziel. Nach einer Stunde hatten wir bereits die Wegelnburg erreicht. Von dort ging es vorbei am Kaiser-Wilhelm-Stein und am Maidenbrunnen zur Ruine Hohenbourg und – kaum 10 Minuten weiter – zur Ruine Löwenstein. Die nächste Ruine – Burg Fleckenstein – war dann die einzige, die nicht nur für Wanderer, sondern auch für Autofahrer erreichbar und nur gegen Eintritt zu besichtigen ist.

Darauf verzichtete die Gruppe, weil das nur bei einem längeren Aufenthalt gelohnt hätte. So ließen wir diese Burg buchstäblich links liegen und wanderten bald weiter, querten das Tal der Sauer dicht an der deutsch-französichen Grenze bei Hirschthal und wendeten uns dann der Ruine Froensbourg zu, deren gotische Torbögen auf einem Felsen in Hanglage teilweise noch recht gut erhalten sind. Über den Col de Hirchtenbach ging es weiter zum Zigeunerfelsen. Eine schmale Treppe führt hier erst am Felsen entlang und dann in Windungen durch den Felsen hindurch bis ganz nach oben. Leider fehlten hier einige Stufen, so dass nicht alle Wanderer den Aufstieg wagten. Die nächste Ruine, Burg Wasigenstein, war auf einem besonders schmalen Felsen erbaut; den Zugang bilden auch hier in den Fels gehauene Wendeltreppen. Über die – wieder tiefer gelegene – siebte und letzte Ruine dieses Tages, Ruine Blumenstein, gingen wir dann zu den Autos zurück. Gemäß Wanderführer (von dem wir nur wenig abgewichen sind) haben wir an diesem Tag etwas 23 km und 1200 Höhenmeter (einschließlich Burgen) bewältigt.

Rund um Dahn Teil 2

Dafür wurden dann der nächste Tag ruhiger gestaltet: Einige Teilnehmer begingen den Dahner Felsenpfad, einen gut ausgeschilderten Rundweg von etwa 12 km, am Nachmittag traf man sich in der Eisdiele (Dank an Erika!), und abends fuhren wir zu einer Weinprobe nach Bad Bergzabern.

Kein Wanderwetter - kein Problem

Da am Samstag leider das Wetter „streikte“, haben wir dann die geplante Wanderung ausfallen lassen, und ein Teil der Gruppe hat das Schuh-Museum im benachbarten Hauenstein besucht, eine wirklich lohnende Ausstellung über die Schuhmoden der verschiedenen Jahrhunderte, die handwerkliche und industrielle Herstellung von Schuhen und auch über einzelne Besonderheiten wie etwa Schuhe von berühmten Politikern, Sportlern oder auch dem Papst.

Insgesamt hatten wir eine wirklich gut gelungene Woche in einer zum Wandern sehr reizvollen Gegend.

Uwe Kraupner