Frankenweg 2018

Von Scheßlitz nach Hersbruck

In diesem Jahr hatten wir vier Mitwanderer aus der Bergwandergruppe der AV-Sektion Kiel. Das ergab zwei Autos für die Anreise und 3 Doppelzimmer für die Übernachtung. Da wir unterwegs auch ziemlich kleine Gasthöfe hatten, buchten wir die Quartiere schon im Frühjahr. Für die Tour Anfang September hatten wir sieben Etappen durch die zentrale Fränkische Schweiz ausgewählt. Unser Gepäck haben wir im Rucksack selbst mitgenommen.

Als ersten Übernachtungsort hatten wir Bamberg ausgewählt, da wir die Stadt spannend fanden und sie gerne noch weiter erkunden wollten. Erika hatte bei der Buchung Schwierigkeiten drei Zimmer nur für eine Nacht zu finden. Am Samstagnachmittag erreichten wir das Hotel Sandstern, das sich zentral in der Altstadt befand. Unglaublich, welche Menschenmassen sich durch die engen Gassen schoben. Mit etwas Glück ergatterten wir einen Tisch für das Abendessen. Da es eine laue Nacht war, endete der Trubel in den Straßen erst um vier Uhr morgens, wie uns die Leidgeprüften berichten konnten, deren Zimmer zur Straße lag.

Scheßlitz – Heiligenstadt 23 km

Nach einem reichhaltigen Frühstück fuhren wir am nächsten Morgen nach Scheßlitz, unserem Ausgangspunkt der Wanderung. Schon vom Parkplatz konnten wir den ersten Höhepunkt des Tages sehen: die Giechburg. Nach einer Stunde war der steile Aufstieg geschafft. Von der Burg hatten wir schöne Aussichten. Die Pause wurde genutzt, um auf kurze Hosen zu wechseln. Die nächste Sehenswürdigkeit am Frankenweg war die Wallfahrtskirche Gügel. Leider wurde sie gerade renoviert und war nicht zu besichtigen. Weiter ging es erst durch Wälder und Felder nach Laibarös. Hier fanden wir unter einem Baum ein schattiges Plätzchen für unsere Mittagspause. Wir folgten dem mäandernden Trockental der Leinleiter. Der Bach führt nur nach der Schneeschmelze und starken Regenfällen Wasser. Ein Wanderschäfer mit seiner Schafherde sorgt dafür, dass der Trockenrasen an den Talhängen kurz gehalten wird und die Landschaft nicht verbuscht. Leider war dieses interessante Wegstück an der Heroldmühle, einer Wassermühle mit einem beeindruckenden Mühlrad, schon zu Ende. Nach einem steilen Aufstieg zur Albhochfläche wurden wir mit der Aussicht vom Kreuzstein auf Unterleinleiter belohnt. Über einen Panoramaweg, immer mit Blick auf Burg Greifenstein, wanderten wir nach Heiligenstadt. Das erste kühle Getränk im Biergarten schmeckte an diesem sonnigen Tag besonders gut. Nach dem Abendessen auf der Hotelterrasse unternahmen wir noch einen kleinen Ortsbummel.

Heiligenstadt – Muggendorf 20 km

Von Heiligenstadt aus wanderten wir auf halber Hanghöhe durch den Wald. An diesem Tag hatten wir viele versteckte Höhenmeter zurückzulegen, da der Frankenweg immer zwischen Wiesen im Tal, Wäldern am Hang und der Feldmark auf der Frankenalb verlief. Kurz hinter Veilbronn machte der Frankenweg einen zunächst unlogischen Schlenker durch das idyllische Mathelbachtal. Vorbei an einer schönen Lichtung mit einem Kletterfelsen und einem Widder (alte hydraulische Pumpe) erreichten wir die Höhe der Frankenalb. Die Wegführung des Frankenwegs ist so geschickt gelegt, dass man an vielen kleinen Sehenswürdigkeiten vorbeikommt. Bis zur Mittagspause auf dem Hummerstein führte uns der Weg durch Wald. Während der Rast erfreuten wir uns an der Aussicht auf den Zusammenfluss von Leinleiter- und Wiesenttal. Danach ging es weiter an Hangkante entlang bis zum Prinz-Rupprecht-Pavillon mit seiner tollen Aussicht auf Burg Neideck. Der Weg nach Streitberg ging steil bergab, um den geologischen Lehrpfad entlang des Schauerbachs zu erreichen. Am Ende des langen Sommers waren die Sinterterrassen nicht in ihrer wahren Pracht zu sehen, das Wasser plätscherte nur wenig vor sich hin. Von der Ruine Streitberg hatten wir an diesem heißen Sommertag eine sehr schöne Aussicht. Im schattigen Burghof machten wir eine ausgiebige Pause und informierten uns über die Geschichte der Burg. Von der folgenden Muschelquelle an wurde der Weg ein schmaler Steig, der in halber Höhe den steilen Hang querte. Der Steig wird auch als Zustieg zu ein paar Kletterfelsen genutzt, zwischen denen der Frankenweg hindurch durchführte. Noch einmal erreichten wir die Albhochfläche. Der Pegel in unseren Trinkflaschen war inzwischen beträchtlich gesunken. Weitere Aussichtsfelsen folgten, die wir nicht mehr richtig würdigten. Auf dem steilen unübersichtlichen Abstieg nach Muggendorf war es nicht einfach, die Gruppe so zusammenzuhalten, dass keiner die falsche Abzweigung nahm.

Muggendorf – Pottenstein 20 km

Der Tag begann wieder mit einem steilen Anstieg durch den Wald. Ab und zu hatte man einen schönen Ausblick auf das Wiesenttal. Danach führte der Frankenweg durch die Oswaldhöhle. Wir hatten vorgesorgt und so erleuchteten zwei kleine Taschenlampen den Weg durch die stellenweise nur 1,60 m hohe Durchgangshöhle. Kurz bevor wir den Wald verließen, bestiegen wir den Aussichtsturm am Hohen Kreuz. In Engelhardtsberg bot ein netter Einwohner kostenloses Obst für Wanderer an. Ein Angebot, das wir gerne annahmen. Engelhardtsberg wurde erst in den 30er Jahren an die öffentliche Wasserversorgung angeschlossen. Vorher musste das Wasser mühsam auf dem Rücken aus dem Tal heraufgetragen werden. Auf dem Weg der Wasserträger stiegen wir wieder zur Wiesent ab. Dabei kamen wir durch die Riesenburg, einer Karsthöhlenruine. Diese Versturzhöhle mit ihren Felsbögen in ihrer Gesamtheit zu fotografieren ist fast unmöglich. Monika und Alina wollten es an diesem Tag etwas ruhiger angehen lassen. Durch einen Kommunikationsfehler trennten sie sich schon an der Schottersmühle von der Gruppe. Trotz eines längeren Umwegs kamen sie abends wohlbehalten im Hotel in Pottenstein an.

Die restliche Gruppe versuchte erfolglos durch Hinterherlaufen (Mario) oder per Handy mit den beiden Fehlgeleiteten in Kontakt zu treten. Leider hatten wir in den idyllischen Tälern der Fränkischen Schweiz nur sporadisch Empfang und es hatten auch nicht alle die aktuellen Telefonnummern. An der Behringermühle vereinigt sich die Wiesent mit der Püttlach. Hier begann der steile Aufstieg vorbei an beeindruckenden Kletterfelsen nach Gößweinstein. Nach Besichtigung der Wallfahrtsbasilika stärkten wir uns erst einmal in einem Café. Inzwischen hatten wir wenigsten mit Mario wieder Kontakt. Wir verließen den Ort über einen Bogenschießparcour (Wegegebot) und stiegen über die Feldmark hinab ins Püttlachtal. Im Gasthof in Tüchersfeld bestellten wir und Getränke und warteten auf Mario. Vorher versuchten wir noch das obligatorische Foto vom Ort zu machen, das in jedem Reiseführer zu sehen ist. Auf dem folgenden Weg entlang der Püttlach machten sich die bereits zurückgelegten Kilometer bemerkbar. Spät und erschöpft erreichten wir Pottenstein. Erika und Mario hatten noch die Energie, das hoteleigene Schwimmbad aufzusuchen.

Pottenstein – Obertrubach 15 km

Bevor wir unsere Wanderung auf dem Frankenweg am Morgen fortsetzten, nahmen wir uns ein halbes Stündchen Zeit für einen Ortsbummel. Der Ort hat ein Scharfrichtermuseum! Oberhalb von Pottenstein hat man den Weihersbach aufgestaut, so dass man auf einem kleinen See Tret- und Ruderboot fahren kann. Vorbei an der Teufelshöhle und der Felsformation Weihertaler Männchen gelangten wir zur Schüttersmühle, einer von vielen Wassermühlen in der Fränkischen Schweiz. Unser Weg führte uns nun durch das Klumpertal mit seinen überhängenden Felsen. Durch einen schmalen Felsspalt verschwand der Weg in den Wald. Wie schon gewohnt, ging es im Wald bergauf zur Hochfläche von Kirchbirkig. Wir waren froh, als wir an diesem sonnigen Tag wieder den schattigen Wald erreichten. Kurz vor Leienfels steilte der Weg unangenehm auf. Im Ort stellte sich die Frage: zuerst Burgruine oder Einkehr? Wir hatten die Disziplin zuerst die Burgruine zu besichtigen und anschließend ein kühles Getränk auf der Terrasse des Gasthofs zu uns zu nehmen. Und wieder führte uns der Frankenweg an ein paar Kleinoden vorbei. Wir gingen entlang der „Fraischgrenze“ mit seinen Grenzsteinen aus dem Jahr 1607 zwischen den Gerichtsbarkeiten von Nürnberg und Bamberg. In Obertrubach gingen wir direkt ins Café Leistner, wo es immer noch die leckeren Kuchen und Torten gab. Später am Nachmittag erfreuten wir uns an dem kalten Wassern der örtlichen Kneipp-Anlage.

Obertrubach – Gräfenberg 18 km

Nach vier Tagen Wanderung entschlossen sich zwei Damen, ihren geschundenen Füßen eine Auszeit zu geben und nahmen den Bus nach Gräfenberg. Oder hatten sie nur etwas intensiver den Wetterbericht für diesen Tag studiert? Bei schwülwarmem Wetter verließen wir anderen Obertrubach Richtung Hundsdorf. Schon bald waren am Himmel dunkle Wolken zu sehen. Gerade als wir den Wald erreichten, begann es zu tröpfeln. Als Mensch und Rucksack so gut es ging wasserdicht verpackt waren, fing es an zu schütten. An ein Weiterwandern war nicht zu denken und so suchten wir unter einem großen Baum Schutz. Nach einer halben Stunde konnten wir weitergehen. Wir machten einen kleinen Abstecher zum Signalstein. Dieser Aussichtspunkt leidet darunter, dass der umliegende Wald so hoch geworden ist, dass man nur noch Baumkronen sieht. An der nebenan liegenden „Klagemauer“, einem Boulderparadies, waren die kleinen Grifflöchlein und schmalen Trittleistchen sehr beeindruckend.

Von Sorg aus führte der Frankenweg langsam an Höhe verlierend hinunter nach Hammerbühl. Von hier aus mussten wir entlang der Landstraße nach Egloffstein gehen. In der Bäckerei trafen wir zufällig unsere Busfahrerinnen beim Kaffeetrinken. Wir gesellten uns dazu. Unser Weiterweg führte uns entlang eines munter plätschernden Bachs nach Thuisbrunn. Ein Schäfer mit seiner gemischten Schaf- und Ziegenherde fesselte unsere Aufmerksamkeit, besonders die Ziegen, die auf den Hinterläufen balancierend an den Büschen knabberten. Mit ein paar Befehlen ließ er seine Hunde die Herde zusammentreiben. Kurz nach Verlassen der Albhochfläche waren wir auf dem Marktplatz von Gräfenberg. Auch hier warteten unsere Busfahrerinnen schon beim Kaffee auf uns. Vor dem Abendessen machten wir noch einen kleinen Ortsbummel.

Gräfenberg – Osternohe 17 km

In Gräfenberg verließ der Frankenweg die Fränkische Schweiz und führte nun durch die Frankenalb. In Weißenohe machten wir einen kurzen Abstecher zum ehemaligen Kloster. Heute ist hier eine Brauerei, deren Gaststätte leider noch nicht offen hatte. Als nächste Sehenswürdigkeit waren die Sinterterrassen der Lillach angekündigt. Nach dem langen Sommer waren sie trockengefallen und irgendwie nicht so faszinierend, wie sie mit Wasser wohl sind. Lediglich aus der Lillachquelle sprudelte etwas Wasser. Beim Flugplatz Lauf-Lillinghof machte der Frankenweg einen kleinen Schlenker. Wir waren gespannt, welche Überraschung der Weg für uns parat hatte. Wir wurden mit einer wirklich weiten Aussicht über das Nürnberger Land belohnt. Nach der Mittagspause an der St. Martins Kapelle verließen wir den Frankenweg. Unser eigentliches Etappenziel wäre Schnaittach gewesen. Da es dort keinen Gasthof mehr gibt, haben wir uns für das rund vier Kilometer entfernte Osternohe entschieden. Von der St. Martins Kapelle sind wir direkt über Simmelsdorf nach Osternohe gegangen. Auf dem Weg dorthin mussten wir eine Bahnstrecke und zwei Autobahnen queren. Die Wirtin vom Gasthof war überrascht, dass wir schon am frühen Nachmittag erschienen; die meisten Wanderer auf dem Frankenweg machen wohl den Umweg über Schnaittach.

Osternohe – Hersbruck 15 km

Zuerst mussten wir an diesem Tag wieder zum Frankenweg kommen. Über Bondorf und Enzenreuth wanderten wir zur Festungsruine Rothenburg. Bei unserer Ankunft standen wir vor verschlossenem Tor und die stündliche Führung hatten wir knapp verpasst. Weiter ging es auf dem Frankenweg nach Siegersdorf und im Wald steil hinauf zum Aussichtspunkt Glatzenstein. Der Weg war auch Teil eines archäologischen Rundwegs. Immer entlang der Albhochfläche ging es erst am Waldrand und dann durch den Wald zum Großen Hansgörgel. Auf dieser Ansammlung von unbedeutenden Felsen mitten im Wald machten wir unsere Mittagspause. Aussicht hatten wir keine. Auch vom Kleinen Görgel, den wir auf dem Weiterweg überschritten, hatte man keine Aussicht. In Kühnhofen hat man einen schönen Rastplatz an der Brücke über den Sittenbach angelegt. Da wir gut im Zeitplan lagen, nahmen wir ein ausgiebiges Fußbad. Die Wegeführung ins Zentrum von Hersbruck war ziemlich verzwickt, dafür musste man kaum auf Asphalt laufen und der Weg war ja hervorragend ausgeschildert. Hersbruck hat eine schöne Altstadt und nach einem kleinen Ortsbummel reichte die Zeit noch, um in ein Café einzukehren. Mit der Bahn ging es zurück nach Bamberg. Abends beteiligten wir uns am quirligen Nachtleben von Bamberg. Am nächsten Morgen fuhren wir mit einem Taxi nach Scheßlitz zu unseren Autos und traten die Heim- oder Weiterreise an.

Kay Ahrend