Wanderfahrt nach Rügen

vom 01. bis 08. Oktober 2022

Sonnabend, 01.10.22

Anreise

Mit privaten Pkw´s und zwei Stattautos fuhren wir Sonnabendvormittag bei windigem, fiesen Regenwetter nach Rügen. Drei Staus, einer durch einen schweren Unfall verursacht, verlängerte die zeitliche Anreise.
Ein Highlight auf der Fahrt war die über den etwa 2,5 km breiten Strelasund führende 4100 m lange Schrägseilbrücke mit dem breiten markanten, 126 m hohen Pylon, die sich 42 m über dem Wasser erhebt und Stralsund und die vorgelagerte Insel Dänholm mit Deutschlands größter Ferieninsel Rügen verbindet.

Im Südosten, in Mönchgut, im Strandhotel Lobbe, unserer Unterkunft, trafen wir uns kurz vor 14.00 Uhr.

Nach der Anmeldung, Zimmerverteilung und Menueauswahl konnten wir die Zimmer beziehen und selbstständig erste Erkundungen machen, die zum windigen, regnerischen Strand, zum Fischbrötchenstand, zum Restaurant Walfisch, zum Sanddornverkaufsstand oder nach Göhren zum Bahnhof oder in Vicky´s Gartencafe zur Eierlikör- oder Sanddorntorte führten.

Das erste Abendessen verbrachten wir noch mit 19 Personen an sieben Tischen. Danach rückten wir zusammen.

Wolfgang erläuterte uns die Vorhaben der nächsten Tage.

Sonntag, 02.10.22

Göhren – Moritzdorf – Lanken-Granitz – Selliner See - Garftitz

Um 9.00 Uhr starteten wir mit kleinem Autoaufgebot zum Bhf. Göhren. Das restaurierte Bahnhofsgebäude passt zum „rasenden Roland“, der Schmalspurbahn unter Dampf aus der Zeit um 1890.

Wenige Schritte weiter waren wir wieder in der modernen Zeit. Ein Schrägaufzug brachte uns in seiner Glaskabine in die Göhrener Oberstadt. Und so kamen wir wieder in der guten alten Zeit an mit den wunderschönen Häusern im Bäderstil.

Dann tauchten wir in den Wald ein und wanderten unter riesigen hohen Buchen, Eichen, Lärchen und zuweilen knorrigen „Föhren“ hindurch.  Die baumlose Geestlandschaft mit ihrem Auf und Ab durchwanderten wir bis uns die Marschlandschaft an das Ufer des Selliner Sees führte. Hier trennte sich unsere Gruppe.

Während Bernd, Heide und Inge abkürzten und 5 km durch die Niederung bis nach Baabe wanderten und mit dem Bus zum Parkplatz Göhren Bhf. fuhren, setzte ein Fährmann  die restliche Mannschaft  über die schmale Wasserstraße zwischen Having und Selliner See ans andere Ufer.

Am Waldrand bzw. Schilfgürtel wanderten wir nach Seedorf.

Auf dem Weg dorthin fing es an zu schütten wie aus Eimern, doch der Wald mit den alten Buchen, bot Schutz. Nach kurzer Zeit konnten wir unsere Wanderung nach Seedorf fortsetzen, wo wir in einem Cafe einkehrten und uns bei selbstgebackenem Kuchen, Kaffe/Tee stärkten, so dass der Restweg durch eine alte Kastanienallee zum Bahnhof Garftitz ein Leichtes war.

Bei Sonnenschein fuhren wir mit dem Rasenden Roland zurück bis nach Göhren, wo wir in die Pkw´s einstiegen und zum Hotel fuhren.

Die freie Zeit bis zum Abendessen verbrachte die Mehrheit am Strand bei einem sehr schönen Sonnenuntergang.

Am frühen Abend ging ein schweres Gewitter mit Starkregen nieder, aber wir hatten Glück und alle sind trocken geblieben.

Montag, 03.10.2022

Zickersche Alpen

Unsere heutige Wanderung führte uns in das Naturschutzgebiet im Süden des Mönchgutes, in die Zickerschen Alpen, die sich wie eine Insel aus Bodden, Salzwiesen und Schilfmeer erheben. In Groß Zicker begann unsere Wanderung über Hügel, aufgelockert durch vereinzelte Baumgruppen und kleine Wäldchen in herbstlicher Färbung. Über den Bakenberg (66 m mit herrlichem Blick über die Halbinsel, Bodden und Ostsee zum Zickerschen Höft verlief, an der Uferabbruchkante entlang, ein hübscher Weg. Kurz nach einem Aussichtspunkt an der Westspitze des Zickerschen Höfts, gingen wir leicht aufsteigend weiter bis zur Kreuzung, zum Nonnenloch (Nonnen, die verurteilt worden waren, wurden zur Strafe in ein tiefes Loch geworfen, aus dem sie sich nicht mehr befreien konnten und starben.)

Über eine Treppe gelangten wir hinunter zum schmalen Kiesstrand mit zwei großen Granitfindlingen (2 Millionen Jahre alt). Zurück zur oben genannten Kreuzung ging es dann über Sandtrockenrasen weiter in Richtung Groß Zicker. Während die eine Gruppe den direkten Weg wählte, entschloss sich die andere auf dem Deich nach Groß Zicker zu gelangen, wo wir zu Fischsuppe oder Sanddorntorte einkehrten. Der Rückweg zu den Autos wurde noch durch einen Abstecher in die alte Dorfkirche (1360) erweitert. Mit einer Abschlussrunde um den Ort Thiessow endete für die meisten die heutige Wanderung.

Dienstag, 04.10.22

Stubbenkammer - Küstenweg

Die kleine Gruppe: Bernd, Heide, Helga F, Heidi und Inge wurde von Dorothea geführt.

Wir fuhren mit 2 PKW zum Hagen-Parkplatz, dem höchsten Punkt des Nationalpark Jasmund. 160 m über dem Meer wanderten wir durch das Biosphärenreservat und strebten als erstes dem Königstuhl entgegen, vorbei an einem Moorsee und dem größeren Herthasee.

Das Nationalpark-Zentrum, ein moderner Museumsbau, zeigte auf eindrucksvolle Weise die Entstehung der Kreidefelsen, die Entwicklung des Waldes, Flora und Fauna. Da es im Zentrum ein Bistro gab, konnten wir eine kleine Pause machen.

Über dem Königstuhl-Felsen wird zur Zeit eine Stahl-Beton-Schleife errichtet, die den Besuchern das Gefühl geben soll, über dem Kreidefelsen zu schweben.
Bernd und Inge haben vor 30 Jahren noch auf dem Balkon auf der Spitze der Kreide gestanden.
Man kann sich leicht vorstellen, wenn erstmal alles fertig ist, wird von der Romantik, die die Menschen vor 200 Jahren hier beeindruckt hatten, nicht mehr viel übrig sein.

Weiter ging es auf dem Höhenweg in Richtung Sassnitz. Zur großen Freude war für uns die „Viktoria-Sicht“ mit dem Blick auf die weißen Felsen der kl. Stubbenkammer und den Kollicker Ort die Entschädigung für den gesperrten “Königsstuhl“.

Wir trafen die große Gruppe von Sassnitz aufsteigend, die kleine Gruppe nahm den Weg absteigend in Richtung Kollicker Bach.

Dieser Bach hat in grauer Vorzeit eine tiefe Schlucht in die Kreide gesägt.

Am tiefsten Punkt der Schlucht gingen wir dann Richtung Hagen-Parkplatz zurück. Das Gelände hatte eine moderate Steigung und führte zum Teil an sumpfigen Bereichen des Baches mit Erlenbestand vorbei, aber auch immer an außerordentlich dichten Buchenstämmen. Dieser Wald ist ein Unesco-Naturerbe und immer wieder faszinierend. In Hagen angekommen, ging es zurück nach Lobbe.

Die andere Wandergruppe fuhr mit den Autos um 9.30 Uhr nach Sassnitz zum Parkplatz unterhalb des Busbahnhofes. Von dort wanderten wir zum Kurparkplatz, dann nach Klein Helgoland, querten den Lenzer Bach, um am Küstenwanderweg in einem Buchenhochwald vom Gaskower Ufer, zum Wissower Ufer, zu den Wissower Klinken, zum Kieler Ufer und Kieler Bach, zum Kolliker Ort, Kleine Stubbenkammer und zur Viktoria-Sicht immer schluchtabwärts, schluchtaufwärts, mitunter auch treppauf und treppab zu gelangen. Mit jeder Wegbiegung gab es eine neue, noch schönere Aussicht auf weiße Kreidefelsen mit teilweise rot gefärbtem Laub unter blauem Himmel.

Von der Viktoria-Sicht konnten wir einen Blick auf den berühmten Kreidefelsen, den Königsstuhl, werfen. Aber wir stiegen auch hinab zum Strand. Eine lange, steile Treppe führte hinunter zu den Füßen der Kreidefelsen. Der Abstieg – über 400 Stufen um die 110 Höhenmeter hinunter zum Strand zu überwinden – die wir auch wieder hinauf mussten - war nach den vorhergehenden Berg- und Talwegen nicht ohne.

Von der Bushaltestelle “Königsstuhl” fuhren wir mit dem Bus zum Busbahnhof in Sassnitz. Am Auto angekommen stellte Wolfgang fest, dass er sein Handy vermutlich im Bus verloren hatte. Während die Wandergruppe zum Kaffeetrinken ins Cafe Panorama oder ins Hafencafe ging, wartete Wolfgang an der Bushaltestelle auf die Rückkehr des Busses – hoffentlich mit seinem Handy. Dem war dann auch so. Zufrieden mit dem Tag und den vielen Eindrücken fuhren wir zum Hotel zurück.

Mittwoch, 5.10.2022

Bootsfahrt entlang der Kreidefelsen

Wir fuhren alle zusammen zum Sassnitzer Hafen, um 12.00 Uhr startete das Schiff.

Vorher blieb noch etwas Zeit die Strandpromenade anzuschauen. Sie wurde vorsorglich mit Granitsteinen gesichert, um den Hafen und die Stadt auf der „hohen Klippe“ in der Zukunft zu erhalten.
Das alte Sassnitz hatte sich, in einer von einem Bach geformt Schlucht, als Siedlungsort entwickelt. In der Mitte der Bach, um die Jahrhundertwende verrohrt, bewundern wir heute alte Fachwerkkaten der einstigen Fischer. Später kamen dann die Häuser der wilhelminischen Bäderarchitektur dazu. Alles hübsch verschachtelt, restauriert und gepflegt, zieht es sich an den Hängen hinauf.

Dann gingen wir an Bord des Ausflugbootes „Alexander“ und fuhren die Küstenlinie ab.
Gakower Ufer – Wissower Ufer – Kieler Ufer – Kollicker Ufer – kleine u. große Stubbenkammer, wir sahen die weißen Kalkfelsen, auf deren bewaldeten Pfaden wir gewandert waren, aus der Perspektive vom Wasser.

Danach kehrten wir gemeinsam ins Cafe Panorama, im 9. Stock eines Hochhauses am Hafen, ein. Ein sehr schöner Blick über Hafen und Ostsee ergänzte das Kaffeetrinken.

Danach fuhren viele zum Baumwipfelpfad mit Aussichtsturm Adlerhorst.

Mit einer Gesamtlänge von 1250 m und einer Höhe von bis zu 17 m schlängelt sich der Baumwipfelpfad durch die Baumkronen eines naturnahen Buchenwaldes – vorbei an Lern- & Erlebnisstationen. Der Höhepunkt des Pfades ist der 40 m hohe Aussichtsturm, der einem Adlerhorst nachempfunden ist. Von dort hatten wir einen einzigartigen Rundblick über Rügen, den kleinen Jasmunder Bodden und die Ostsee. Auch die “Kraft durch Freude” Ruinen von Prora mit einer Länge von 4,5 km entlang der Prorer Wiek, konnten wir gut erkennen.

Nach einem Abstecher in die Ausstellung des Naturerbe Zentrums am Ein- bzw. Ausgang, traten wir die Rückfahrt zum Hotel an.

Donnerstag, 06.10.2022

Schwarzer See und Jagdschloss Granitz

Von Göhren aus führte uns Erika auf der Promenade nach Baabe und Sellin, an der Seebrücke mit Tauchgondel vorbei in den Hochbuchenwald.

Der Sturm bog die Baumkronen beträchtlich, aber wir gingen unbeschädigt, überwiegend an der Abbruchkante entlang, bis zum Abzweiger in Richtung “Schwarzer See”. Als wir an diesem sehr ruhigen und verträumten Ort ankamen, sah Helga, sich dem Ziel nahe wähnend, nicht mehr auf den mit Wurzeln übersäten Weg, sondern nur noch auf den schönen See, blieb an einer Wurzel hängen und flog hin – direkt neben ein Wiener Würstchen. Zum Glück gab es außer dem Schreck nur eine kleine blutende Wunde am Schienbein, die verpflastert werden konnte.

Nach einer Pause wanderten wir weiter zum Jagdschloss Granitz (an, über und zum Teil auch auf mehreren hunderten sehr schönen, gelbgrünen, behaarten Buchen-Streckfuß-Raupen, die den Fußweg kreuzten und dadurch teilweise zertreten waren, teilweise noch krabbelten), wo uns Wolfgang schon zur Einkehr in den Schlosskeller führte. Während wir dort aßen, entdeckten wir im Restaurant, genau unserem Tisch gegenüber, den Pranger und sehr hoch oben unter der Decke Daumenschrauben und Zangen zum Foltern, was bei zartbeseiteten Menschen den Essgenuss beeinflusste.

Die anschließende Turm- und Schlossbesichtigung rundete den Eindruck ab.

Mit dem Rasenden Roland fuhren wir nach Göhren zurück. Ein stürmischer, teilweise bewölkter Wandertag mit 15°C ging mit vielen neuen Eindrücken zu Ende.

Freitag, 07.10.22

Putbus

Die Wanderung von Sellin nach Putbus (Wolfgang) oder die Rundwanderung um Putbus (Erika) trafen auf viel Interesse. Eine Gruppe, die nur wenige Kilometern wandern wollte, wurde von Dorothea geführt, einige machten auch ihr eigenes Programm.

Die Gruppe von Wolfgang stieg schon am Haltepunkt Seelvitz aus, um von dort ca. 14 km nach Putbus zu wandern.

Die erste Etappe führte in einer halben Stunde nach Groß Stresow an den Rügischen Bodden, der in den Greifswalder Bodden übergeht. Unterwegs verließen wir den Hauptweg, um zu einem imposanten Preußendenkmal zu gelangen. Der folgende kilometerlange Wegabschnitt – zuerst das Naturschutzgebiet Muglitzer Boddenufer, dann das Naturschutzgebiet Freetzer Niederung und Goor – teilweise Moor, dann aber auch viel ursprünglicher Wald, immer wieder mit Blick aufs Wasser, blieb stark in Erinnerung.

Kurz vor Lauterbach tauchten wir schließlich wieder in die Zivilisation ein und passierten das alte Badehaus Goor von 1818, das auf antiken Tempel macht, die Anfänge des adeligen Badetourismus im 19. Jhd. darstellt und heute nach seiner Renovierung wieder als Luxusherberge dient.

In Lauterbach wählten die meisten den kürzesten Weg entlang der Straße nach Putbus.

Dort hatten dann alle Zeit genug zum Besichtigen, Bummeln, und Kaffeetrinken. Es ist eine interessante Stadt mit Schlosspark ohne Schloss, mit einem geschlossenen Ortskern, den eine gründliche Sanierung gut zur Geltung bringt und mit einem beeindruckenden, gut erhaltenen Circus: Gemeint ist keine Manege, sondern ein riesiger, kreisrunder Platz, der mit klassizistischen, einheitlich weiß leuchtenden Häusern umbaut ist, die alle Rosen in den Vorgärten stehen haben.

Schließlich trudelten alle Wanderer – zum Teil außer Atem – in dem etwas versteckten Bahnhof am abfahrbereiten Rasenden Roland ein, um zufrieden und bereichert um schöne letzte Eindrücke und Einkäufe wieder das Hotel anzusteuern.

Ein letztes gemeinsames Abendessen mit anschließender Rückschau auf die Wanderfahrt durch Wolfgang und Danksagung der Wandergruppe an den Wanderführer mit Sanddorn-Geschenkekisten-Übergabe durch Ellen rundete den Tag ab.

Sonnabend, 08.10.2022

Rückreise

Individuelle Heimfahrt oder Weiterfahrt nach dem gemeinsamen Frühstück.

Die Wandergruppe vor der Rückreise. Einige Wanderer waren leider schon abgefahren.


Text: Ursula, Inge, Anne
Fotos: Ellen, Anne, Ursula, Wolfgang