Heidschnuckenweg 2022

Von Hamburg-Fischbek nach Schneverdingen

Das Schöne liegt so nah.... nur etwa zwei Stunden (mit dem ÖPNV) von Kiel entfernt beginnt einer der beliebtesten Weitwanderwege Norddeutschlands. Der Heidschnuckenweg führt über 223 km und 13 Etappen vom Bahnhof Hamburg-Fischbek bis zum Schloss in Celle. Der landschaftlich sehr abwechslungsreiche Weg verbindet verschiedene Heideflächen in Hamburg und der Lüneburger Heide miteinander, durchquert Auen, Wälder und lauschige Dörfer und beglückt Wanderer immer wieder mit wunderbaren Aus- und Fernsichten. Der Heidschnuckenweg ist mit einem weißen H auf schwarzem Grund sehr gut markiert. Acht Teilnehmer der Bergwandergruppe starteten Mitte Mai zu einer viertägigen Tour durch die Nordheide (insgesamt fast 90 km).

Hamburg-Fischbek - Dibbersen 21 km

Wer dachte, in der Fischbeker Heide überwiegend im Flachland unterwegs zu sein, wurde schnell eines Besseren belehrt. Reste eiszeitlicher Endmoränen kennzeichnen diese Landschaft – und folglich ging es wie in einer Achterbahn auf und ab. Der weitere Streckenabschnitt war vor allem von Kiefern- und Mischwald geprägt. Das lichte Grün der frisch ausgetriebenen Laubbäume und der Heidelbeersträucher dominierte diese vielfältige Etappe. Auffallend waren auch umfangreiche Sturmschäden. So forderten umgestürzte, quer über den Wegen liegende Bäume von uns gelegentlich kleine Umwege und so manche akrobatische Einlage. Den Nachmittagskaffee genossen wir in dem am Waldrand gelegenen Waldhuuske, das ein großes Kuchenangebot sowie eine schöne Aussicht bereit hielt. Bei Langenrehm kamen wir an einer besonderen Schutzhütte (einem Bauwagen) vorbei. Ausgestattet mit Sofa, Bullerofen, Getränken und Gebäck (gegen Spende) lädt sie Wanderer zu einem Aufenthalt ein. Bei schlechteren Wetterverhältnissen hätten wir dieses Angebot sicher dankbar angenommen. Die letzten Kilometer dieser Etappe verliefen nicht mehr im Wald. Bei Nenndorf und Dibbersen war die Zivilisation wieder deutlich wahrzunehmen, die nahen Autobahnen waren nicht zu überhören. Unsere erste Unterkunft hatten wir im Ulmenhof in Dibbersen reserviert. Diese freundliche, familiengeführte Pension ist bestens auf Wanderer eingestellt, und wir haben uns dort ausgesprochen wohl gefühlt. Abends kehrten wir im Restaurant des Landhotels Frommann ein, das regionale Küche und Hausmannskost (z.B. Grützwurst) servierte.

Dibbersen - Handeloh 25 km

Der Weg führte uns zunächst in die Stadt Buchholz i.d. Nordheide, wo wir uns über den bunten Samstagsmarkt treiben ließen. Jenseits der Stadtgrenze wanderten wir wieder durch Mischwald und gelangten schließlich in ein kleines Tal, die Höllenschlucht. Das Tal wirkte durch die steilen Hänge und die eng stehenden Bäume tatsächlich ein wenig düster, von Tod und Teufel war jedoch nichts zu spüren. Danach erklommen wir zwei Erhebungen, zuerst den 129 m hohen Brunsberg, danach den Pferdekopf, der einen herrlichen Blick auf Heideflächen, blühenden Ginster und in das grüne Büsenbachtal gewährte. Auf den Hängen der beiden Hügel waren deutlich die Spuren des Plaggens zu sehen. Beim Plaggen wird die gesamte Vegetationsschicht abgetragen. Dies war insbesondere in vorindustrieller Zeit eine äußerst mühsame Arbeit; daran erinnert auch der heutige Begriff Plackerei, der sich vom Plaggen ableitet. Die Heide ist eine Kulturlandschaft, die durch Plaggen und den Einsatz von Heidschnucken gepflegt und aufwendig erhalten werden muss. Vom Pferdekopf aus machten wir einen kurzen Abstecher in das nahe gelegene Restaurant Schafstall, wo man Kaffee & Kuchen verzehren oder Torte zum Mitnehmen ("Torte to go") kaufen konnte. Diesen Tag schlossen wir mit einem Abendessen im Hotel Fuchs ab, in dem wir auch übernachteten.

Handeloh - Wilsede 25 km

Die Etappe begann mit einem wunderschönen Abschnitt entlang des Baches Seeve, wobei sich der Weg durch einen aus Laubbäumen bestehenden Urwald schlängelte. Das frühe Sonnenlicht und die zarte Vegetation schufen eine einzigartige Atmosphäre, die uns regelrecht verzauberte. Leider hatten die Stürme der letzten Jahre auch im Seevetal Schäden und Baumbruch hinterlassen. Auf dieser Etappe durchquerten wir zwei Ortschaften. In Wesel kamen wir am "Hexenhaus" vorbei, einer kleinen Reetdachkate, die ehemals als Backhaus genutzt wurde. Heute befindet sich darin ein Trauzimmer für Hochzeiten in historischer Umgebung. In Undeloh nutzten wir die Möglichkeit zur Einkehr und einige von uns besuchten auch das Heide-Erlebnis-Zentrum, das eine Ausstellung über Entstehung, Nutzung und Erhaltung der umgebenden Heidelandschaft anbot. Von Undeloh aus führten uns sandige Pfade durch eine flache Gegend XXL, die neben Besen- und Glockenheide auch eine Vielzahl an Wacholdersträuchern aufwies. Ein besonderer Höhepunkt des Tages war der Besuch des Totengrunds, wohl eines der schönsten Täler der Lüneburger Heide. Die Etappe endete für uns in Wilsede, einem Heidedorf mit musealem Charakter, das aus wenigen weit verstreut liegenden Höfen und Kopfstein gepflasterten Alleen bestand. Dafür gab es aber weder Straßenlaternen noch Autos. Stattdessen kamen uns Pferdekutschen mit Touristen entgegen. Übernachtet haben wir im Gästehaus zum Heidemuseum, in dem man sich ebenfalls sehr gut um die Bedürfnisse von Wanderern kümmert.

Wilsede - Schneverdingen 18 km

Am 4. Tag erstiegen wir nur wenige Kilometer vom Dorf entfernt den Wilseder Berg, der mit 169 m die höchste Erhebung in Norddeutschland ist. Bei klarer Sicht ermöglichte er uns fast einen 360° Blick über die endlos scheinende Heidelandschaft. Auf dem Gipfel ist auf einem Findling auch ein Portrait des Mathematikers Carl Friedrich Gauß angebracht, das an seine Landvermessung des Königreichs Hannover im Jahr 1820 erinnert. Gauß benutzte dafür nämlich auch den Wilseder Berg. Ein weiteres Highlight war eine Heidschnuckenherde, die unseren Weg kreuzte und die wir von Nahem bewundern durften. In Niederhaverbeck verließen wir die Hauptroute und folgten einem Zubringer, der uns zuerst ein gutes Stück entlang des Baches Haverbeeke und danach durch die Osterheide, einen ehemaligen Truppenübungsplatz, führte. Schließlich erreichten wir den Ort Schneverdingen, den Endpunkt unserer Heidschnuckenwanderung.

Von Schneverdingen kehrten sechs Mitglieder der Gruppe mit dem ÖPNV über Buchholz und Hamburg wieder nach Kiel zurück. Die beiden anderen setzten ihre Wanderung durch die Lüneburger Heide Richtung Celle fort. Der nördliche Teil des Heidschnuckenweg hat uns ausgesprochen gut gefallen, nicht zuletzt wegen der vielfältigen und sehr eindrucksvollen Landschaft und der angenehmen Wegführung auf mehrheitlich unbefestigten Pfaden.

Text: A. N. und S. Bu.

Bilder: S. Bu., A. Ka. und K. A.