Hüttentour in den Bergamasker Alpen vom 04.07. - 13.07.2007

Zur ersten Tour der Bergwandergruppe in diesem Jahr waren 5 Wanderer aus Kiel – Susanne, Kay, Manfred, Günter und Erika- aufgebrochen, um einen allen Teilnehmern noch nicht bekannten Teil der Alpen, die Alpi Oribie (Bergamasker Alpen) zu erkunden.

Dank der Flugverbindung Lübeck-Bergamo waren wir bereits sechs Stunden nach dem Aufbruch von Kiel im ersten Quartier, der Jugendherberge in Bergamo eingetroffen. Aufgrund des späten Fluges (Ankunft kurz vor Mitternacht) ist eine Zwischenübernachtung in Bergamo erforderlich.

1. Tag Valcanale (987 m ) – Rifugio Gemelli (1961 m)

Zum Einstiegspunkt der Tour in Valcanale sind wir am nächsten Morgen mit dem Bus weitergereist. Nachdem wir vom Stadtbus auf den Überlandbus gewechselt haben (Abfahrt Nähe Bahnhof, dort gibt es einen sehr großen und einen etwas kleineren Busbahnhof, am kleineren auf der Bahnhofsseite gelegenen Busbahnhof fanden wir dann den richtigen Bussteig – und den schon abfahrbereiten Bus), waren die weiteren zwei Umstiege sehr problemlos, die Fahrpläne sind ideal aufeinander abgestimmt, die Busse pünktlich und so erreichten wir nach insgesamt ca. 3 Stunden Fahrzeit Valcanale.

Auf breiten Waldwegen geht’s zunächst recht gemütlich zum Rifugio Alpe Corte Bassa (1410 m), bei der wir vielleicht Rast gemacht hätten, wäre das umgebende Gelände nicht durch mehrere Klassen italienischer Schulkinder besetzt gewesen. Auch in den folgenden Tagen sollten wir noch einigen Schulklassen auf Wandertag begegnen.

Hinter der Hütte wurde der Waldweg recht schnell zum „echten“ Bergweg, weitere 600 Höhenmeter waren bis zum Passo dei Laghi Gemelli (2139 m) zu überwinden, einige Zeit einem Bachlauf folgend, dann wurde das Gelände karger und schroffer. Oben am Pass angekommen, konnten wir auch schon das Rifugio Gemelli unserer Hütte für die erste Nacht am anderen Ende des Laghi Gemelli sehen.

Dort gab es ein dreigängiges Menü zum Abendessen - wir sind in Italien! - und zum letzten Mal die Möglichkeit, uns auf Deutsch zu verständigen. Gut, dass wir Susanne mit ihren aus einigen Jahren zuvor erworbenen Italienischkenntnissen dabei hatten.

2. Tag Rifugio Gemelli (1961 m) – Pizzo del Becco (2507m)

Da wir noch auf einen per Auto nachgereisten Teilnehmer warteten, blieben wir eine weitere Nacht auf der Hütte und hatten so die Möglichkeit, einen der umliegenden Gipfel zu ersteigen. Wir entschieden uns für den mit 2507m höchsten Berg, den über einen Klettersteig zu erreichenden Pizzo di Becco. Der in der Karte eingezeichnete Weg war zwar so nicht (mehr ?) vorhanden, dennoch haben wir den Einstieg zum Klettersteig gut gefunden. Oben wurden wir mit guter Sicht und beim Abstieg mit Begleitung durch eine Steinbock Familie belohnt.

Am Nachmittag blieb noch Zeit, die Sonnenterasse vor der Hütte zu nutzen, leckeren Capuccino zu trinken und sich auf das Abendessen zu freuen.

3. Tag Rifugio Gemelli (1961 m) – Rifugio Calvi (2105 m)

Der Tag beginnt mit einem Abstieg zum nächsten Stausee. Auf Höhe der Mitte des Sees biegen wir ab, umrunden einen weiteren Stausee halb, bevor wir einen Stausee rechts liegen lassen. Der Weg führt nun mal an- mal absteigend durch waldiges Gelände mit genügend Licht für zahlreiche Blumen. Zwei- dreimal geht’s durch kleine Tunnel, dann mal wieder an einem Stausee vorbei, bevor wir am letzten Stausee des Tages per Treppe zum Staudamm hoch einige Höhenmeter gut machen. Kurz dahinter liegt das Rifugio Calvi, etwas unterhalb der Hütte ein natürlicher (!) See, der Lagho Rotondo. Aufgrund des sehr frischen Windes verspürt jedoch keiner von uns Lust, ein Bad zu nehmen und wir begnügen uns mit den schönen Ausblicken von der Terrasse.

Die Schlafplätze in der Hütte sind bereits vergeben, aber wir bekommen das Winterlager.

4. Tag Rifugio Calvi (2105 m) – Rifugio Baroni al Brunone (2295)

Nach dem üblichen (mit Weißbrot und Marmelade nicht die beste Grundlage für Gipfelstürmer bietenden) italienischen Frühstück geht es mit einem Blick in den tiefen See weiter durch ein liebliches grünes Tal. Der in der Wegbeschreibung angekündigte steile Aufstieg durch Schotter und Schutt zum Passo di Valsecca stellt sich als erfreulich bequem begehbar heraus. Auf der anderen Seite des Passes müssen wir zunächst auf einem Grat bis zum Bivacco Fratelli hinunter. Von hier aus sind schon die Hütte für die nächste Nacht sowie dunkle Wolken zu sehen. Recht ausgesetzt am Berghang gehen wir dann noch einige Kilometer, queren ein paar Bäche (noch mit wenig Wasser) und erreichen dann das Rifugio Baroni al Brunone. Der Hüttenwirt bietet hier einen Vollservice – zum Duschen werden Handtücher und Shampoos gereicht, das warme Wasser reicht aber leider nur für vier von uns.

5. Tag Rifugio Baroni al Brunone (2295 m) – Rifugio Coca (1892 m)

Über Nacht gab es heftige Regenfälle und Gewitter, für den heutigen Tag sind weitere Regenfälle zu erwarten. Die Entscheidung zwischen den Weg-Alternativen „sentiero basso“ oder „sentiero alto“ fiel damit leicht, da der obere Weg mit Kletterpassagen an ausgesetzten Stellen bei Nässe nicht empfohlen wird. Allerdings hat auch der untere Weg etliche ausgesetzte Passagen sowie unzählige Bachüberquerungen, die aufgrund der jetzt gut gefüllten Bäche teilweise spannend waren. Der Weg zieht sich hin, permanent am Hang laufend umrunden wir immer wieder eine Rippe und blicken in die nächste „Bucht“ – sehr grün, tolle Bäche, die aus dem Berg hinunterrauschen – und dennoch stellt sich irgendwann das Gefühl ein, es wäre doch schön, wenn hinter der nächsten Rippe die Hütte auftauchen würde, zumal sich der Himmel erneut verdunkelt. Einen Schauer bekommen wir noch ab, bevor das Rifugio Coca dann endlich zu sehen ist und dann sind es nur noch wenige Meter.

Im Gegensatz zu den ersten 3 Nächten mit sehr vollen Hütten, waren schon in der letzten Hütte nur 4 Personen außer uns und hier sind wir nun die einzigen Gäste, was neben Wochenanfang und schlechterem Wetter sicherlich auch auf die deutlich schwerer erreichbaren Lage der Hütten zurückzuführen ist.

6. Tag Rifugio Coca (1892 m) – Rifugio Antonio Curó (1895 m)

Der Blick aus dem Fenster zeigt blauen Himmel, schneeweiße Berge sowie stürmische Winde. Wir beschließen, einen vorsichtigen Test zu machen, ob mich der Wind vom Berg fegt, ob der Weg begehbar ist und ob wir die Wegmarkierungen trotz Schnee finden werden. Alles geht problemlos, zügig erreichen wir den Passo del corno (2216 m) und dahinter den schneefreien Osthang. Dort müssen wir ca. 400 Höhenmeter abwärts -mal wieder zu einem Stausee- und gelangen noch früh am Tag zum Rifugio Curó.

7. Tag Rifugio Antonio Curó (1895 m) – Bondione (900 m)

Heute steht die längste Etappe der Tour auf dem Programm. Da aber erkältungsbedingt nicht alle topfit sind, haben wir uns auch schon mal überlegt, wo wir die Tour abkürzen könnten. Zur Abwechslung führt uns der Weg heute durch hüfthohe Büsche, die die reichlichen Morgentaumengen freigebig zur Durchnässung unserer Hosen abgeben. Zum Glück scheint die Sonne, so dass hinterher alles schnell wieder trocknet. An einer Kapelle am Passo della Manina (1796 m) lassen wir uns zu einer gemütlichen Pause nieder, legen noch mal ordentlich Sonnencreme auf – und werden kurze Zeit später durch dunkel aufziehende Wolken zum Beenden der Pause getrieben und letztlich auch zum Ende der Tour. Das Rifugio Albani werden wir nicht mehr besuchen, stattdessen steigen wir ab ins Tal, genießen Pizza und eine komfortable Jugendherberge in Bondione.

Am nächsten Tag fahren wir wieder mit dem Bus zurück nach Bergamo, übernachten dort ein weiteres Mal und haben vor dem Rückflug noch reichlich Zeit uns die Stadt anzusehen – insbesondere die Oberstadt mit den schmalen Gassen und alten Gebäuden ist sehr sehenswert.

 Text: Erika Clemet